Christian Seebauer auf dem Israel National Trail – mit Herz auf das Wesentliche besinnen

Viele versuchen, sich im Advent auf das Wesentliche zu besinnen oder entgegen aller Hektik einfach einen Moment lang zur Ruhe zu kommen. Allen, die eine kurze Auszeit vom „besinnlichen“ vorweihnachtlichen Stress wollen beziehungsweise benötigen, ist dieser Israel Trail-Reisebericht unseres Freundes Christian Seebauer gewidmet. Schon einmal konnte er beim Wandern in Israel hier im Blog von uns begleitet werden. Dieses Mal war er mit unserem Trekkingrucksack Trek Bag 70, dem Leichtzelt Trek Santiago, dem Trekkingschlafsack Trek Night und der selbstaufblasbaren Isomatte Trek Bed 1. Viel, viel wichtiger als die materielle Ausrüstung sind dabei jedoch seine Emotionen und Gedanken, die er hier ganz persönlich teilt:

Eigentlich braucht man kaum mehr als einen Rucksack, um endlich einmal wieder richtig glücklich zu sein! Eigentlich. Denn um sein Glück zu finden, muss man sich auch tatsächlich aufmachen auf den ganz eigenen Weg. Man muss losgehen um festzustellen: Gefühle beginnen unter den Füßen! Wer das einmal erfahren hat, der weiß, dass es vollkommen egal ist, wo immer er auf dieser Welt gerade unterwegs ist.

Mit deinen Füßen spürst du nicht nur den Schmerz, die Entfernung und die vielen Entbehrungen, die ein Weg dir bereitet. Du fühlst urplötzlich auch wieder den Bezug zwischen dir und deiner Welt! Du beginnst mit jedem Schritt, den du in der Freiheit tust, den Boden unter deinen Füßen zu spüren. Und da hat sich wohl seit Jahrtausenden nichts in uns geändert.

Einer der schönsten, spektakulärsten, aber sicherlich auch einer der härtesten Fernwanderwege auf diesem Planeten ist der Israel National Trail. Auf knapp 1.100 Kilometern und 20.120 Höhenmetern Gesamtanstieg bietet er Dir alles, was man sich nur vorstellen kann: Einsame Feldwege und Pfade im Norden Israels, Sandpfade am Mittelmeer und extreme Herausforderungen in der Wüste Negev.

Wer Pilgerwege wie den Jakobsweg kennt, findet im „Shvil Israel“ vielleicht die ultimative Alternative. Einsam, ruhig, aber auch extrem anspruchsvoll. Statt Pilgerherbergen findet man hier sog. Trail-Angels, die einen hin und wieder aufnehmen, einen schlafen und duschen lassen. Die meiste Zeit über schläft man aber da, wo man hingehört: Outdoor!

Israel Trekking in der Wüste Negev mit dem Leichtzelt

Auf meinem ersten „Israel-Trail“ hatte ich – ehrlich gesagt – zunächst eine Sch…angst, einfach mit einem Zelt im Freien zu schlafen. Da heulen Schakale neben dir und zeigen dir ganz klar: „Hey, das ist mein Revier. Schlaf eine Nacht, aber ziehe morgen wieder weiter!“.

Irgendwann habe ich dann gelernt, dass mir die Schakale nichts tun, aber ich war heilfroh über mein Zelt. Ich möchte keinem Outdoorfreak zu nahe treten, der – wie ich – zuhause in der Theorie über das Gewicht eines Zeltes nachdenkt und über so vieles mehr. Wenn man erst einmal da draußen die Freiheit spürt, merkt man schnell, dass da zwei Herzen in einem schlagen. Das eine, das sich wohl an vergangene Zeiten erinnert und dir suggeriert: „Du bist angekommen, alles ist nun so, wie es für dich gut ist, du bist nun eins mit der Natur.“ Und dann ist da das andere: „Ein wenig Schutz und ‚Privatsphäre‘ zwischen dir und dem da draußen kann wenigstens in der Nacht nicht schaden. Ja, du denkst, dass du ein harter Kerl bist? Aber eigentlich bist du noch viel ängstlicher, als deine kleine Tochter, die in der Nacht Angst vor Geistern hat.“

Erst nach und nach habe ich mich getraut, im Freien zu schlafen. Fast immer habe ich das Zelt trotzdem aufgebaut – für meinen Rucksack. Unter freiem Sternenhimmel zu schlafen ist die absolute  Krönung! Spätestens in der Wüste Negev fühlst du dich mit dem atemberaubenden Sternenhimmel einfach tief verbunden und vernetzt und um Jahrtausende in einen irrsinnigen Frieden zurückversetzt.

Das Trek Santiago am Israel Trail 3Wenn ich am Morgen aufstehe, muss ich manchmal lachen, wie dilettantisch mein Zelt schon wieder aufgebaut war. Im Prospekt sieht ein Zelt immer perfekt aufgebaut aus. In der Realität muss man improvisieren und einfach nur Schutz finden. In der Wüste Negev ist jeder Zelthering schon eine echte Herausforderung. Der Untergrund besteht aus Schutt, Geröll, harten und messerscharfen Steinsplittern. Unterfüllt mit Wüstensand. Steine sind oft die beste Verankerung: Doch Vorsicht: Unter umgedrehten Steinen könnten auch verärgerte Vipern oder schlecht gelaunte Skorpione zum Vorschein kommen.

Zu Hause habe ich immer wieder geübt, mein Zelt praktisch „blind“ aufzubauen. Eine Übung, die Sinn macht, aber in der Realität dann ebenfalls schnell zur eigenen Lachnummer wird. Was ich zum Zelt zusätzlich unbedingt empfehlen möchte, sind zusätzliche Schnüre und Tape (Klebeband). Außerdem: Nicht dass das Zelt nicht halten würde, aber wer in der Nacht dann zweimal zum Wasserlassen raus stolpern muss, weil es in der Hitze der Wüste untertags fast unmöglich ist, der kann schon mal regelmäßig – wie ich – über seine Zeltleinen stolpern. Ebenfalls ein guter Tipp: An die Reißverschluss-Öffnungen gut greifbare Schlaufen anbringen. Das steigert den Komfort in der Nacht enorm!

Christian Seebauer zeigt, wie man das Trek Santiago aufbaut. Hier auf den Arbel Cliffs oberhalb des See Genezareth

Nach dem Einsatz in der Wüste Negev ist kein Zelt mehr wirklich vollkommen heil – auch nicht das Trek Santiago (obwohl es einfach nicht tot zu kriegen ist :) ). Dabei waren die Verletzungen der Außenhaut zumindest bei mir samt und sämtlich selbst verursacht. Zu schnell und zu müde eingepackt oder in Eile auf messerscharfem Untergrund zusammengerollt. Oder das Zelt am Fels mal eben schnell als Sitzunterlage benutzt. Das alles sollte man besser nicht tun. Andererseits: Egal. Es hält schon! Und was sind schon ein paar „Kratzer“ bei einer Pilgerreise? Man kauft ja auch keine Hose, damit sie nach über 1.000 Kilometern Extremwanderung noch wie neu aussieht.

Israel Trail mit Herz und ohne Geld

Meinen ersten Israel-Trail habe ich 2014 komplett ohne Geld gemacht. Nicht, weil ich arm bin. Sondern weil ich endlich spüren wollte, wie sich echte Gefühle und Klartext anfühlen. Ich hätte mir jedoch niemals vorstellen können, dass bei einem Stück geschenkten Brot unweigerlich die Tränen fließen. Und ich hätte mir auch niemals vorstellen können, dass hin und wieder auch mein Gegenüber feuchte Augen bekommen hat. Das, was da nonverbal abläuft, ist mehr als nur menschlich. Es geht tief. Es wäre so verdammt selbstverständlich, fühlen zu dürfen und doch haben wir uns in unserer hektischen Welt meilenweit von Gefühlen entfernt. Wer wundert sich da noch über Burnout und Depressionen?

Eine „Shvil-Kiste“ - Hier gibt es Bücher zum Tauschen

Was ist die richtige Outdoor Ausrüstung für den Israel National Trail?

Wer träumt, hat sich bereits schon auf einen guten Weg gemacht! Wer sich im Internet nach Outdoor-Material umsieht, der brennt bereits! Was kostet ein Zelt eigentlich? Wie schwer ist es? Welche technischen Werte bla bla? Stopp: Was ich komplett vergessen habe, das sind die menschlichen Werte! Menschliche Werte bei einem Zelt? Ja. Gibt es. Denn mein Zelt habe ich von  outdoorer und die habe ich persönlich kontaktiert. Ich war total überrascht, als ich eine ganz persönliche Antwort zu meinen vielen Fragen bekam und dass da „echte“ Menschen dahinterstehen, die einfach outdoor-begeistert sind. Klar: Mein Leichtzelt Trek Santiago wiegt 1,15 kg, bietet Platz für mich und meinen Rucksack im Vordach. Doch ja, es hat nun auch eine echte menschliche Komponente, die es zu erzählen gibt. Meine Erlebnisse. Und die derer, die das Zelt machen. Und auch die der anderen, die sich plötzlich für den Israel-Trail interessieren. Plötzlich haben mich andere beim Aufbau meines Zeltes fotografiert. Plötzlich war ynet (Israels größer Medienkonzern) mit dabei. Und plötzlich war ich auch wieder ganz allein. Darum geht es.

Wenn du Feuer gefangen hast, dann nichts wie los: Gehe deinen eigenen Weg. Kaufe dir ein Zelt, einen Rucksack, eine Isomatte. Hab keine Angst, denn Angst ist kein guter Beggleiter. Gehe einfach los. Gefühle beginnen unter deinen Füßen.

Christian Seebauer ist Künstler und Extremwanderer. Seine Erfahrungen am Israel Trail hat er im Bestseller „Israel Trail mit Herz“ verarbeitet. Das Buch und viele Infos gibt es auf seinem Reiseblog www.israel-trail.com.

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