Tief verschneit präsentiert sich (in Österreich) der Winter aktuell. Doch der nächste Frühling kommt bestimmt – um die Vorfreude auf den Lenz und Frühlingsgefühle zu erhöhen, lassen wir unseren lieben Freund Bernd Strempel über die Birkhahnbalz in Dalarna berichten. Mit dem Rucksack Trolley Runway-33- im Gepäck zeigt uns der passionierte Naturfotograf in diesem Schweden Reisebericht eindrucksvolle Bilder und untermalt sie wie immer mit den passenden Worten. Möchtest du weitere Erfahrungsberichte mit unvergesslichen Bildern von Bernd lesen? Dann empfehlen wir dir seine Eindrücke aus dem Dovrefjell, beim Fotografieren von Rentieren und Polarlichtern, die Wanderung mit Hund Luna im Nationalpark Eifel, seine Trekking Radtour an der Mosel, in der Eifel und am Rhein, die Skandinavien-Rundreise mit Kindern oder auch seinen Vulkaneifel Urlaub. Doch lass dich nachfolgend in die schwedische Provinz Dalarna entführen:
Mai 2018. Ich hatte mich wieder einmal nach Norden aufgemacht. Zusammen mit einem Freund gings in die Provinz Dalarna. Ausgerüstet mit viel Proviant, Technik, Outdoorzubehör und der Fotoausrüstung. Die Balz der Birkhähne sollte unser Hauptthema sein.
Schweden Reisevorbereitung
Schweden im Frühjahr, das birgt normalerweise ein paar Unsicherheiten:
- Wird noch Schnee liegen und wie viel?
- Kommen wir überhaupt dorthin, wo unsere Motive sein sollen?
- Wie stabil wird das Wetter sein?
- Und: Ist die Natur überhaupt schon so weit, wie wir hoffen? Oder ist sie gar noch zurück im Jahreszyklus?
Viele Fragen, die es bis zuletzt spannend machten. Und wenn wir uns auch schon vorab viele Infos übers Internet holen konnten, so blieb doch eine Restunsicherheit.
Umso besser, wenn es erst einmal gaaanz ruhig losgeht.
Mit Rucksack Trolley nach Schweden reisen
Entspannt kann man ja schon sein, wenn man unbeschadet und pünktlich über die Autobahn an sein Ziel kommt. Und unser erstes Ziel war wie immer Kiel, von wo aus wir nach Göteborg übersetzten. Ein entspannter Abend und eine geruhsame Nacht auf See warteten auf uns. Und das bei allerbestem Frühsommerwetter. Wie wir heute wissen, war das ja nur der Anfang eines Fast-Jahrhundertsommers.
Das Auto war richtig vollgeladen worden und daher hatte ich extra für die Überfahrt den Rucksack Trolley Runway-33- gepackt. Kleine Fotoausrüstung, Wechselwäsche, Toilettenartikel, Getränke und etwas zu essen für zwischendurch, Kleinkram. Passte alles prima rein und war mit einem Griff bei mir. Schnell war die Kabine bezogen und der entspannende Teil der Reise konnte beginnen.
Fahrt nach Dalarna
600 km und ein kompletter Reisetag trennten uns von unserem Ziel in der Gemeinde Idre in Dalarna.
Idre war der nächstgrößere Ort mit Tankstelle, Supermärkten, Touristinfo und Werkstatt. Zu unserem Haus waren es noch 14 km. Vorbei an Flussläufen, Seen und jeder Menge Wald, ohne dass dazwischen noch irgendeine Ortschaft gekommen wäre. Es galt also, immer die Tanknadel im Auge zu halten ;-)
Naturfotografie in Schweden – Birkhahnbalz
Gleich am Tag nach unserer Ankunft gings los. Wir hatten bereits früher ähnliche Unternehmungen gemacht und uns dazu meist die Hilfe einheimischer Jäger oder Naturführer geholt, welche die Plätze der Birkhahnbalz kannten. Doch diesmal hatten wir trotz wiederholter Nachfragen niemanden für unsere Vorhaben gewinnen können und so mussten wir zunächst einmal früh morgens raus, um einen Balzplatz zu finden.
Das hatte den Vorteil, dass wir viele Eindrücke und Motive sammeln konnten, doch hatte es auch den Nachteil, dass wir Zeit, welche wir eigentlich in den Fotozelten verbringen wollten, zum Suchen investieren mussten.
Kurz erklärt:
Die Birkhähne finden im Frühjahr auf einer sogenannten Arena zueinander. Dort fliegen sie ein und beginnen ein gemeinsames Balzritual, bei dem sie nicht nur Laute von sich geben. Sie stolzieren umher, imponieren einander und hoffentlich auch den Hennen, welche in der Phase der Hochbalz an die Arena kommen. Aufgeladen mit Testosteron kommt es zwischen den Hähnen zu Kämpfen. Diese führt meist der stärkste Hahn mit seinen direkten Konkurrenten. Dieses Spektakel ist recht laut und man kann die Tiere – je nach Windrichtung – kilometerweit hören. Und darin lag für uns das Problem. Man kann nicht kilometerweit quer durch den Wald laufen, geradewegs auf eine Geräuschkulisse zu. Die Balzplätze liegen oft im Moor. Spätestens an dieser Stelle müsste man zurückgehen. Und die Vögel sind wachsam. Bei der kleinsten Störung fliegen sie auf.
Eine kleine Hilfe hatte ich durch den Tipp eines Naturfotografen aus Holland bekommen. Und auch bei unserem Besuch im letzten Sommer hatte ich mir an einem Campingplatz schon ein paar Infos holen können, wo eine Suche erfolgreich sein könnte. Doch kamen weitere Probleme auf uns zu, denn erst zwei Wochen zuvor waren die letzten Schneereste im sonnigen Wetter getaut. Der Winter war lang und sehr schneereich gewesen. Bei unserer Ankunft führten die Flüsse Hochwasser und die Moore liefen ebenfalls über. Es war so viel Wasser im Fjell, dass sogar Kiefern im Nassen standen. Doch genau in diese Moore wollten wir hinein. Wir kamen aber kaum in die Nähe, da viele kleinere Pisten noch mit Schneehaufen versperrt waren.
Erst am 4. Tag gelang es uns, weiter ins Gebiet vorzudringen, und dann hatten wir auch sehr schnell das Glück, einen Balzplatz ausfindig zu machen. Unsere Vorhaben, in der Nähe der Arena zwei Trek Santiago-Zelte aufzusetzen und morgens schneller vor Ort sein zu können, mussten wir aber aufgeben. Wir fanden kaum einen ausreichend trockenen Platz, wo wir uns mit den Fotoverstecken hinstellen konnten, ohne einzusinken. Doch als uns das geglückt war, waren wir uns sicher, einen wunderbaren Platz für unsere Beobachtungen gefunden zu haben.
Die nächsten Tage brachen wir jeden Morgen um 01:00 auf. Wir fuhren in die Nähe der Arena, gingen die letzten Meter zu Fuß und schlichen uns in unsere Tarnzelte. Die Vögel waren oft schon vor Ort oder in der Nähe, denn schon jetzt wurden die Nächte nicht mehr vollständig dunkel und entsprechend früh starteten sie ihr Treiben.
Etwa ab 02:00 saßen wir in unseren Zelten. Den Blick ins Halbdunkel gerichtet, warteten wir auf unsere Gelegenheit zu fotografieren. Die Sonne kam bald am Horizont hoch, hüllte das Moor in zartes Licht und sorgte dafür, dass dieses von seidigen Schleiern umspielt wurde. Mystische Nebelschwaden hüllten die Birkhähne und ihre Landschaft ein. Aus den Schleiern drang ihr Krächzen, Kullern und Keckern. Gelegentlich vermischte es sich mit dem unmelodischen Schnarren eines Schneehuhns oder den Rufen von Kranichen, die ebenfalls ihre Reviere bezogen.
Zwei Wochen hatten wir uns für die Balz Zeit genommen und das Glück, dass wir außer dem Hochwasser und einiger Schneereste keine echten Probleme meistern mussten. Das Wetter spielte ideal mit. Einen halben Tag Regen, ebenso einen Vormittag Schnee, doch ansonsten ideales Frühlingswetter. Die vielen Sonnenstunden machten es uns schwer, die Kamera wegzupacken, denn abends zog die Dämmerung mit dem besten Licht erst spät auf. Und morgens gings ebenso früh wieder los mit dem interessanten Licht. So mussten wir zusehen, tagsüber etwas Ruhe und Schlaf zu finden, wenn die Sonne hochstand und die Kontraste zu hart wurden.
Aber wir fanden unsere Motive und kamen mit ausreichend Film- und Fotomaterial zurück.
Ein bisschen von dem Filmmaterial habe ich miteingestellt und ihr seht es, wenn ihr den QR-Codes folgt oder diese anklickt.
Schweden Reisetipps:
Unsere Reise führte uns in die Region Älvdalen-Idre. Die liegt in der Provinz Dalarna an der norwegischen Grenze. Die Gemeinde ist der südlichste Siedlungspunkt der Samen in Schweden. Entsprechend findet man hier auch Rentiere. Die Region selber ist sehr abwechslungsreich und mit der Landschaft im südlichen Schweden nicht vergleichbar. Tundra, Taiga, Gebirge und große Entfernungen wären meine Stichworte.
Rüber nach Schweden gings mit der Stenaline. Es gibt viele alternative Anreisemöglichkeiten, die abhängig sind vom Budget und den eigenen Präferenzen.
Die Infrastruktur vor Ort war sehr gut. Es gab zwei Supermärkte, Tankstelle mit Werkstatt, Turistinfo und einfache Restaurants. Ferienhäuser kann man über die TI oder Anbieter wie Novasol buchen. Außerdem gibt es einen sehr guten Campingplatz – Soralven Camping. Auch dort kann man Hütten mieten.
Das Preisniveau ist etwas höher als in Deutschland, aber niedriger als in Norwegen. Wir hatten dennoch einige Vorräte mit, da wir nicht regelmäßig einkaufen gehen wollten und um improvisieren zu können, wenn der Tag mal etwas länger wurde.
Kraftstoffe sind deutlich teurer als in Deutschland. Maut fiel nur in Göteborg zu bestimmten Zeiten an (Citymaut).
Die Netzabdeckung im Mobilfunk hat einige Löcher, insbesondere in den Fjällgebieten. Teilweise war die Übertragungsgeschwindigkeit schlecht.
Lust auf mehr beeindruckende Fotos und Berichte von Bernd Strempel? Dann empfehlen wir seine Website!