Eigentlich wäre Jan Kirsten zur geplanten Zeit, ähnlich wie in seinen früheren Reiseberichten „Trekking Fahrradtour Stuttgart – Gibraltar“ und „zurück“, mit dem Fahrrad von Paris nach Madrid unterwegs. Aufgrund der aktuellen Lage ändert er seine Trekking Pläne und macht das Beste aus der Corona-Zeit. Dies heißt für ihn, mal die Heimat genauer zu erkunden. Es geht von Stuttgart nach Gruibingen, Rottenacker und Böhringen und wieder zurück nach Stuttgart. Dafür hat er sein Trekkingzelt von outdoorer, das Trek Escape 2 und seine selbstaufblasbare Isomatte Trek Bed 2 geschnappt und schon konnte es fast losgehen. Vorher sinnvollerweise jedoch:
Die Reiseplanung
Während ich früher bei mehrtägigen Touren gerne auch mal aufs Geradewohl losradelte und mir unterwegs ab spätnachmittags eine Zeltmöglichkeit suchte, ist es in diesen Zeiten wirklich sinnvoll, die Zeltmöglichkeiten vorher abzuchecken. Denn einige Zeltplätze und Campings haben entweder gar nicht auf (wie z.B. die Pfadfinder auf dem Schachen – in meinem Lautertalbericht beschrieben) oder bei einigen darf man nur mit eigener Toilette hin (was mit Fahrrad bissle schwierig ist).
Übrigens, eine für mich ganz praktische App zur Routenplanung ist „Naviki“. Hier kann man sich neben allen Fahrradwegen auch alle Zelt- und Campingplätze anzeigen lassen, die es gibt (und auch manchmal schon nicht mehr gibt). So kann man (in normalen Zeiten) von unterwegs aus kurzfristig nach Zeltplätzen schauen oder eben schon vor der Reise von daheim aus die Route entsprechend planen und für unterwegs aufs Handy speichern. Also hab ich mir die Route und Tagestouren auch anhand der Übernachtungsmöglichkeiten, welche ich vorher abtelefoniert hatte, geplant. Folgendes kam dabei heraus:
Nachdem ich bewusst kurze Tagesstrecken von nur 50-70 km geplant hatte, um auch mal verweilen zu können und die Gegend anzuschauen, dachte ich mir – das würde doch sicherlich auch mit meinem neuen E-Bike (genauer gesagt: Pedelec) Spaß machen. Denn die relativ kurzen Tagesstrecken sind mit einer Akkuladung gut zu bewältigen, und zudem hab ich mir eine Strecke ausgesucht, bei der es ja doch ein paar mal die mittlere schwäbische Alb hoch und runter geht, und das ist mit dem E-Bike doch wirklich entspannter. Mein neues E-Bike ist übrigens fast das gleiche Rad (weil zufrieden) wie jenes, welches ich in meinen sonstigen weiteren Reisen verwende, nur eben nun mit einem Bosch Performance CX-Motor ausgestattet.
Die Tour
Der Wetterbericht sagt für die nächsten vier Tage trockenes Wetter voraus, meist sonnig bei Temperaturen bis zu 30° C, nachts um die 12° C. Das heißt, dass man oben auf der schwäbischen Alb bis zu 4° C abziehen kann. Also starte ich mit leichtem Gepäck, nur für nachts was Langes zum Anziehen. Los geht’s wie meist bei meinen Touren in Stuttgart, den Neckar aufwärts über Esslingen und Deizisau:
Der erste Hügel ist dank Motorunterstützung leicht erklommen und beschert den nächsten schönen Ausblick in Richtung Köngen:
Ab Wendlingen fahre ich die Lauter weiter entlang nach Kirchheim unter Teck. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um die Große Lauter, über welche es bereits einen Bericht von mir gibt. Es handelt sich vielmehr um die Lenninger Lauter, die uns auf dem Rückweg dieser Rundreise noch einmal begegnen wird.
Der nächste Anstieg nach Holzmaden beschert mir wieder einen schönen Ausblick auf den Teckberg, mit ein bisschen gutem Willen erkennt man links oben die Burg Teck.
Direkt in Holzmaden noch ein paar possierliche Tierchen:
Hier handelt es sich um die Bewohner vom Urwelt Museum Hauff beziehungsweise um deren Funde aus dem benachbarten Steinbruch, welche hier wohl aus der Jurazeit stammen.
Mit dem E-Bike die Autobahn A8 den Albaufstieg hinauf
Zugegebenerweise allerdings die alte stillgelegte A8, deren Trassen noch teilweise vorhanden sind und parallel zur Bundesautobahn A8 verlaufen. Eine interessante Gegend für Wanderer, aber auch mit dem E-Bike problemlos zu erklimmen (und froh dabei um die Motorunterstützung).
Tolle Aussicht bereits ab dem Dorf Aichelberg:
und nun weiter auf der A8:
und noch einmal quer unten durch:
und oben kurz vor Gruibingen angekommen bleibt vom einstigen Aichelberg-A8-Albaufstieg nur noch das „Aichelbergsträßle“ übrig:
Campingplatz Gruibingen
Bevor ich nun für die erste Übernachtung auf den außerhalb von Gruibingen gelegenen Campingplatz fahre, mache ich noch einen Abstecher in die dortige Brauerei und bekomme ein Fläschle „Gruibinger Dorfbräu“ für den Abend. Dank meiner Kühltasche Cool Butler 6, welche prima in die Fahrradtasche passt, bleibt das Bier bis abends sogar angenehm kühl:
Auf dem Wiesle ist das Zelt Trek Escape 2 schnell aufgebaut. Das Zelt habe ich nun schon ne Weile im Gebrauch und war z.B. schon auf meiner 7-Seen-Tour dabei. Neu dabei und froh darüber ist nun allerdings die speziell für dieses Zelt passende Zeltunterlage. Bisher hatte ich immer eine Baumarkt-Gewebeplane als Unterlage verwendet. Die war allerdings dreimal so schwer und vom Packmaß entsprechend viel größer.
Mittlerweile sind auch die Campingplatzbesitzer da, die arbeiten wohl tagsüber und machen den Campingplatz nebenher. Also auf zur Rezeption:
Recht interessant fand ich auch das Fahrrad vom Besitzer mit einer wahrscheinlich sehr leise abrollenden „Softbereifung“:
Nach einer sehr ruhigen Nacht – ich war neben ein paar Dauercampern fast alleine – ging es mit frisch aufgeladenem Akku weiter die Alb hinauf, auf dem „freundlichen“ Fahrradweg bei Wiesensteig:
Im Hintergrund hier zu sehen der Bau einer Brücke für Stuttgart 21 – Bahnstrecke Stuttgart-Ulm.
Hier in Wiesensteig entspringt übrigens die Fils:
Oben auf der mittleren Alb am Westenberg bei Westerheim auf 845 m Höhe entspannt (weil Motor) angekommen, geht es den ganzen Tag nun über Feldstetten durch leicht hügelige und weitläufige Landschaft hinunter bis an die Donau.
Zeltwiese hinterm Bauernhof am Donauradweg
Der Zufall (oder vielleicht auch geringfügig die Routenplanung) will es, dass ich an der Berg-Brauerei bei Ehingen vorbeikomme. So freue ich mich schon ein bisschen auf ein kühles Bier zum Feierabend in der Abendsonne:
Und was jetzt kommt, fand ich wirklich klasse:
Angekommen am Biolandhof Walter hieß es völlig unkompliziert „Hinterm Hof sind Wiesen, einfach irgendwo, wo’s gefällt, das Zelt aufstellen, Dusche ist im Haus die Treppe runter, und Strom zum Akku aufladen gibt’s am Holzschuppen neben der Wiese“.
Und das Ganze für 7,- €.
Natur pur inkl. Biertisch:
Gut gelaunt fahre ich am nächsten Vormittag (eben nicht gleich morgens, weil ich noch gemütlich auf’m Wiesle sitze und die Gegend genieße) wenige Kilometer an der Donau entlang bis Lauterach – und dann das Lautertal hinauf bis Münsingen.
Über diesen Streckenabschnitt gibt es bereits den Reisebericht „Großes Lautertal Radweg – Ausflugsziele in der schwäbischen Alb“. Deshalb hier nicht nochmal beschrieben, sondern lediglich ergänzt mit folgendem:
Da haben sich doch wohl beim letzten Reisebericht vom „tierischem“ Lautertal ein paar von den Tierchen vor mir versteckt! Nun hab ich sie aber bei Anhausen erwischt:
Streik? :
Nach Münsingen geht’s mit Respekt durch den ehemaligen Truppenübungsplatz:
Naja, dann bleib ich halt doch lieber auf den gekennzeichneten Wegen, von denen es hier kilometerweise gibt und welche zudem auch in recht guter Qualität prima befahrbar sind:
Campingplatz Lauberg bei Böhringen
Ich hab mir sagen lassen, dass es in Böhringen auch eine Dorfbrauerei geben soll, allerdings komme ich erst morgen nach Böhringen. Also bleibt die Kühltasche heute Abend halt mal leer.
Der Campingplatz selber ist sehr ordentlich und sauber, und sehr, sehr ruhig. Gleich hinterm Sanitärhäusle ist eine topfebene Zeltwiese, auf der ich in dieser Nacht bei tollem Sternenhimmel alleine zelten konnte:
Am nächsten Tag kam ich dann doch noch durch Böhringen und rein zufällig an der Dorfbrauerei vorbei. Einen tollen Dorfmetzger gab es auch unweit, so war das Vesper gesichert:
Nun war ich also schon mit der letzten Etappe wieder auf dem Heimweg.
Über Grabenstetten ging es bei Erkenbrechtsweiler die Alb hinunter, hier konnte ich noch ein paar schöne Panoramaaufnahmen machen:
Unten in Owen komme ich im Lenninger Tal an:
Hier gibt es für Zuhause vom Berghof Rabel noch ein kleines Reiseandenken, eine Spezialität aus dem Lenninger Tal:
Und hier schließt sich dann auch schon der Kreis. Angekommen im Lenninger Tal treffe ich nun in Dettingen unter Teck auf die Lenninger Lauter, an der ich anfangs bei Wendlingen und Kirchheim unter Teck bereits entlang radelte:
Von hier aus geht es wohl nahezu überall hin:
Für mich sind es gerade aus nur wenige Kilometer wieder nach Kirchheim und Wendlingen, und dann die Strecke wie eingangs – nur entgegengesetzt – nach Stuttgart zurück.
So, das war jetzt zwar nicht „Paris – Madrid“, aber es ist die Erkenntnis, wie schön und erlebnisreich auch die Heimat ist.
Jan Kirsten
Lieber Jan,
danke für Deinen Link. Deine Reise hat mir sehr gefallen und da du inzwischen das Motörchen entdeckt hast, sind die Albaufstiege keine Schrecken mehr.
Gerne berichte ich dir von unseren Aktivitäten:
Inzwischen habe ich kein Cabrio mehr sondern einen Skoda Oktavia. Damit der Sinneswandel auch sinnvoll ist, habe ich den Kombi zum Schlamo umgebaut. Wir
hatten bequeme Nächte in der Schweiz !!! Noch eine Nacht haben wir an der Sprungschanze in Wiesensteig verbracht…
Und last but not least von Freiburg nach Ludwigsburg mit Stefan und unseren E-Bikes. Fotos kommen per Mail.
Ganz liebe Grüße von Volker
Lieber Jan,
danke für deinen ausführlichen Bericht mit den tollen Fotos.
Wie immer macht es Lust auf mehr.
Da ist das eine oder andere Ziel zum hinfahren dabei
(Natürlich mit meinem DKW-Oldtimer)
Liebe Grüße
Christian