Die zwei Gesichter der Fiji Inseln – Urlaub und Arbeit als Digitale Nomaden

Mit 2 unserer Digitale Nomaden Rucksäcke sind Marie und Martin seit mehr als einem Jahr unterwegs. Als Abwechslung vom Leben und Arbeiten in Neuseeland zieht es die beiden Weltreisenden nun auf die Fiji-Inseln – ein Südsee-Paradies, das vor allem für seine schroffen Landschaften, bunten Korallenriffe und weißen Strände bekannt ist. Doch die beiden Österreicher kratzen nicht nur an der Oberfläche, sondern tauchen tief ein und bieten in diesem Fiji Reisebericht spannende Einblicke und Denkanstöße. 
Fiji Inseln - Urlaub und Arbeiten - Waya Island 12
Wie schon im vorigen Bericht kurz erwähnt sind wir, Marie und Martin, seit über einem Jahr auf Weltreise. Nach Neuseeland hat uns die Sehnsucht an einen der Orte geführt, die in allen Reiseprospekten immer als Traumziel angepriesen wird – Fiji. Wir möchten herausfinden, ob das wirklich so ist und machen uns von Auckland aus auf den Weg. Knapp drei Stunden dauert der Flug, bis wir in Nadi auf der Hauptinsel ankommen. Fiji besteht aus insgesamt ca. 300 Inseln, obwohl sich die Geister scheiden, wenn es darum geht, was als Insel bezeichnet werden darf. Manche davon sind nur Sandbanken, andere verschwinden bei Flut von der Oberfläche. Vom Flugzeug aus können wir über die ganze Hauptinsel blicken. Schön überschaubar und grün, wohin das Auge reicht. Überrascht sind wir im Landeanflug über die Intensität des Grüns. Es wirkt fast, als hätte jemand in Photoshop die Sättigung viel zu hoch gesetzt, aber wir waren uns sicher, hier die Realität zu sehen.

Gesicht Nummer 1: Viti Levu – die Hauptinsel

Bula

… ist die Begrüßung, die hier jeder kennt und sagt. Begleitet von einem freundlichen Lächeln gewöhnen wir uns schnell an die Gastfreundschaft hier. Wir haben uns entschlossen, das erste Monat auf der Hauptinsel zu bleiben. Viel remotes Arbeiten steht am Program, was im Paradies nicht so schwer fallen sollte. Das dachten wir zumindest…
Die Dunkelheit ist bereits hereingebrochen, als wir von unserem Gastgeber zur Unterkunft gebracht werden. Wir haben wieder über Airbnb gebucht. Die Auswahl an erschwinglichen Unterkünften ist überschaubar und in Ba, im Norden der Hauptinsel, sind wir fündig geworden.

Der lokale Markt

Der Besuch des Marktes am nächsten Morgen ist das erste Highlight. Lokale Früchte und Gemüse so weit das Auge reicht. Zuhause wird das alles von weit her importiert und hier fällt es einfach vom Baum.
Wir dürfen jedoch noch eine andere Erfahrung machen. Nachdem wir die Einzigen im ganzen Ort mit heller Hautfarbe sind, ziehen wir alle Blicke auf uns. Viele Kinder scheinen so etwas noch nie gesehen zu haben, denn sie versuchen vorsichtig, die helle Farbe von unseren Beinen zu kratzen. Uns wird schnell bewusst, dass die lächerlichen Diskussionen über Hautfarben komplett uninteressant sind, wenn man einfach neugierig und offen aufeinander zugehen darf, ohne etwas als besser oder schlechter zu beurteilen. Im Endeffekt sind wir alle Kinder von Mutter Erde.

Postkästen

Ein interessantes Detail am Rande ist uns am Heimweg vom Markt aufgefallen. Wir kommen bei der Post vorbei und wundern uns, warum diese so viele kleine, schließfachartige Boxen hat. Erst ein paar Tage später kommen wir drauf, dass der Briefträger hier nicht von Haus zu Haus fährt, um die Post auszutragen, sondern dass alle Briefkästen bei der Post sind und die Einwohner sich hier ihre Briefe holen können.

Buschmesser

An dieser Stelle sei auch noch eine kurze Entwarnung angebracht. Glücklicherweise hat uns in Neuseeland ein fijianischer Freund gesagt, dass auf seiner Heimatinsel viele mit dem Buschmesser herumlaufen. Er meinte, sie machen damit so gut wie alles: graben, Bäume bzw. Palmen fällen, Gras schneiden und vielleicht sogar essen. Wir sollen also nicht verstört sein, wenn uns jemand mit einer riesigen Machete entgegenkommt. Tatsächlich war es dann auch so. Gelassen konnte wir, durch den Hinweis, alle entspannt mit „Bula“ begrüßen.
Fiji Inseln - Urlaub und Arbeiten - Machete

Wandern

Nach den ersten Tagen Arbeit steht endlich eine Wanderung im Hinterland am Program. Mit dem Auto einer Bekannten unseres Gastgebers fahren wir die erste Stunde entlang der Küste, um dann nach rechts in Richtung Landesinnere abzubiegen. Schnell wird klar, dass der Straßenzement meist nur für die Hauptroute reicht und die restlichen Wege Schotterstraßen sind. Nach einer weiteren Stunde Schotterstraße geben wir die Hoffnung auf, am Ausgangspunkt unserer Wanderung anzukommen. Zu mühsam und beschwerlich ist der Weg und wir parken das Auto am Straßenrand. Da kein Vorankommen durch das Dickicht möglich ist, gehen wir die Schotterstraße entlang, um zumindest ein bisschen Bewegung zu machen.
So eine wunderschöne Landschaft und keine Wanderwege, das können wir uns nicht erklären. Dennoch werden wir immer wieder enttäuscht, wenn wir wandern gehen wollen. Alle Wege sind entweder unerreichbar, weil die Zufahrt nicht mehr existiert, überschwemmt ist oder stundenlange Anreise in Anspruch nimmt. Wunderschöne Natur, die nicht erkundet werden kann. Vielleicht ist das auch besser? Wir lassen es dahingestellt.
Eine Empfehlung für einen Besuch, die wir allerdings geben können, ist der schlafende Riese im Norden von Nadi.

Strand

Nachdem das Wandern nicht wie gedacht funktioniert, entschließen wir uns, den Strand aufzusuchen. Dafür ist Fiji immerhin bekannt. Wir fragen unseren Gastgeber nach dem nächsten Strand, aber er kennt keinen. Ungläubig machen wir uns auf den Weg in Richtung Süden. Bestimmt werden wir da fündig.
Mit großer Erwartung lesen wir alle Schilder, die nach rechts zeigen, um vielleicht einen Hinweis auf einen Strand zu finden – leider vergeblich. Auch die üblichen Navigationssysteme lassen uns im Stich. Wir drehen die Zeit in unserem Kopf ein paar Jahrzehnte zurück und besinnen uns auf den altmodischen Weg. Wir fragen einfach die Einheimischen. Die müssen das wissen.
Nach fast drei Stunden Fahrt kommen wir zu einem schönen Aussichtspunkt im Süden. Dort können wir auch einen kleinen Rundweg mit Blick über Berge und Meer gehen. Erleichtert tun wir das. So sind wir doch noch zu unserer “Wanderung” gekommen, auch wenn sie nur kurz ist.
Wieder am Ausgangspunkt angekommen fragen wir die Fijianerin am Haupthaus, wo der nächste Strand ist. „Circa 30 Minuten in Richtung Norden“. Das klingt vielversprechend. Bevor wir uns jedoch auf den Weg machen lädt sie uns noch auf ein traditionelles Getränk ein…

Kava

Wir sitzen auf ihrem Balkon und beobachten das friedliche Dorf, während sie das Kava-Pulver holt. Wir wissen noch nicht, worauf wir uns einlassen, aber freuen uns auf eine Überraschung. Das Pulver sieht aus wie Erde und wird in kaltem Wasser angerührt. Schaut aus wie eine braune Erdsuppe. Das traditionelle Getränk wird gerne nach der Arbeit zum Beruhigen getrunken. Es soll den Mund taub machen. Noch wissen wir nicht, ob das gut ist oder nicht.
Wir fragen noch mal nach, ob wir danach noch Auto fahren können und wir keine bleibenden Schäden davon tragen. Dann beginnt die Zeremonie die aus Klatschen, Bula und Trinken besteht. Wir trinken aus Kokosschalen und sie fragt, ob wir „high“ oder „low tide“ wollen, was so viel heißt wie „viel“ oder „wenig“. Vorsichtig beginnen wir Schluck für Schluck zu trinken. Der Geschmack ist erdig – vielleicht gut, um sich wieder mit Mutter Erde zu verbinden.
Es dauert nicht lange, bis tatsächlich eine gewisse Taubheit im Mund auftritt. Diese ist jedoch nicht unangenehm. Schon öfter haben wir auch Gewürze gegessen, die eine Taubheit im Mund ausgelöst haben, ohne dabei jedoch scharf zu sein.
Die Frau erzählt uns auch noch ein bisschen vom Dorfleben und dass die „Bula“-Mentalität oft nur oberflächlich ist. Es ist auch eine große Traurigkeit vorhanden und viele sehen keine Zukunft. Die meisten Besucher verschwinden sofort wieder von der Hauptinsel auf die typischen Touristeninseln. Abermals zum Nachdenken angeregt nehmen wir Kurs in Richtung Strand.

Unser erster Strand auf Fiji

Eine halbe Stunde später werden wir tatsächlich fündig. Gut versteckt finden wir einen ewig langen Strand, an dessem südlichen Ende ein Riesen-Hotel steht, der sonst jedoch menschenleer ist. Kleidung weg und ab in das lange ersehnte Wasser. Endlich Strand und Meerwasser genießen. Die Sonne ist am Untergehen und der Vollmond schaut uns bereits zu. So wurde uns Fiji immer in den Prospekten vorgestellt.

Gesicht Nummer 2: Waya Island

Ein Traum von Marie war, in einem Resort Yoga zu unterrichten. Nach vielen E-Mails und ein paar Treffen geht dieser auch ein Erfüllung. Sie wird einen Monat auf Waya Island in einem kleinen Resort Yoga-Stunden geben. Ich komme für ein paar Tage mit und muss dann nach Sydney fliegen, um mein MacBook reparieren zu lassen. Der nächste Apple Store von Fiji aus gesehen ist in Australien. Ein interessantes Detail am Rande ist, dass dieses Resort ursprünglich von Österreichern aufgebaut worden ist.
Mit gemischten Gefühlen verlassen wir die Hauptinsel. Eine Schwere fällt von uns, als das Boot in Richtung Waya Island ablegt. Nach einer Stunde auf offenem Meer kommen wir im Resort an. Wir werden freundlich von der deutschen Hotelmanagerin und den Mitarbeitern begrüßt. Der Strand und die Landschaft sehen sehr nach dem aus, was in den Prospekten verkauft wird. So verrückt es klingt, sind das die ersten Tage, die wir uns offiziell Urlaub nehmen von oder auf unserer Weltreise.

Paradies

Letztendlich sind wir doch noch im Paradies gelandet. Jeden Morgen am Strand Yoga, danach gutes Frühstück mit vielen Früchten. Anschließend bietet das Hotel viel Unterhaltung. Wir sind das gar nicht gewohnt, da wir nie in Hotels oder Resorts übernachten. Die Entscheidungen sind einfach, wir gehen wandern und genießen den Strand. Nachdem wir uns Schnorchelausrüstung ausgeborgt haben, erkunden wir auch das Korallenriff direkt in der Bucht. Am Abend unterrichtet Marie noch einmal eine Yoga Stunde und dann gibt es ein leckeres Abendessen.
Vier Tage lasse ich so die Seele baumeln, bevor ich mich von meiner Frau für ein Monat verabschieden muss. Sie wird weiterhin jeden Morgen und Abend hier Yoga unterrichten. Die Mädels vom Personal versprechen mir, sich gut um sie zu kümmern.

Abschied

Noch haben wir nicht realisiert, dass wir uns jetzt einen Monat nicht sehen werden. Obwohl ich korrekterweise sagen muss – uns nicht berühren werden, denn sich zu sehen ist im Internetzeitalter kein Problem mehr.
Wir lassen das vergangene Monat noch einmal Revue passieren. Alle Begegnungen, die polierte Oberfläche, die durchaus ein gewisses Unglücklichsein der Einheimischen versteckt. Dankbar sind wir, wieder ein bisschen hinter die Kulissen geblickt haben zu dürfen.
Ich steige vom Zubringerboot in das Boot für die Überfahrt. Schnell ist Marie nur mehr ein zitternder Punkt am Strand. Eine neue Erfahrung beginnt. Die erste einmonatige Trennung seit den letzten sechs Jahren.

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