Johannesweg in 4 Etappen – Pilgererfahrungen für Anfänger im Mühlviertel

Ausgestattet mit unserem Work and Travel Rucksack Work & Traveller 65+10 und dem Pilgerrucksack Camino Azul von mapuera wandert Christoph mit seiner Frau im oberösterreichischen Mühlviertel auf dem Johannesweg. In 4 Etappen gibt er Tipps zur Wahl der richtigen Wanderausrüstung, berichtet von seinen Vorbereitungen und Erfahrungen und gibt die ein odere andere Lebensweisheit mit auf den (Johannes)Weg. 

Johannesweg – Anfang und Vorbereitungen

Schon seit geraumer Zeit ist der Jakobsweg ein kleiner Traum meiner Frau. Sie brachte aber aus verschiedensten Gründen bisher noch nie den Mut auf, diesen Weg zu gehen. Die Geburt unserer Tochter, Urlaubsmangel oder die Ungewissheit, ob sie körperlich in der Lage sei, täglich zwischen 20 und 30 km auf den Beinen zu sein, waren nur einige der Gründe. Nachdem der Johannesweg im Moment in unserem Freundeskreis in aller Munde ist, entschlossen meine Frau und ich uns am 4. August 2019 – einen Tag vor unserem zweiten Hochzeitstag – dieses kleine, aber feine Abenteuer auf uns zu nehmen. Somit konnten wir zumindest mal den körperlichen Aspekt antesten.

Wir informierten uns zuallererst über den Johannesweg, die Übernachtungsmöglichkeiten und holten uns Tipps, wie wir unsere Tagesetappen einteilen sollten.

Der Johannesweg selbst ist ein 84 km langer, spiritueller Rund-Wanderweg, welcher vorbei an 12 Stationen durch die hügelige Mühlviertler Landschaft führt. 8 Stationen sind jedoch nur notwendig, um die heiß ersehnte Nadel zu bekommen.

Jede dieser 12 Stationen lehrt dabei eine Lebensweisheit, wie z.B. „Egal, wie alt du bist, jammere nicht und sei zufrieden mit deinem Los.“ Im Regelfall bezwingt man ihn in 3 oder 4 Tagesetappen, wobei wir auf unserer Reise auch Menschen getroffen haben, die ihn auf 2 Tage oder sogar in nur einem Tag gehen. Meiner Meinung nach nennt man das dann aber Laufen.

Nach kurzen Recherchen und kurzfristig genommenem Urlaub packten wir bereits 2 Tage später unser sorgfältig gewähltes Hab & Gut. Da uns für ein Abenteuer wie dieses noch das nötige Equipment fehlte, landeten wir bei outdoorer in Ried im Innkreis, wo wir nach sorgfältiger und fachkundiger Beratung perfekt ausgestattet waren, um unser Vorhaben in Angriff zu nehmen.

Ich verwendete für unsere Tour den Backpacker Rucksack Work & Traveller 65+10 von outdoorer, meine Frau entschied sich für den etwas kleineren Camino Azul von mapuera, welcher mit 40 l Volumen speziell für den Jakobsweg entworfen wurde. Die Vorteile dieser beiden Modelle lernten wir bereits beim Packen zu schätzen. Beide Modelle verfügen über einen riesigen Frontzugriff. Dadurch konnten wir unsere Rucksäcke packen wie eine Reisetasche.

Beim Auswählen der Unterkünfte stießen wir auch noch auf die eigens für den Johannesweg programmierte App. In dieser ist der komplette Weg auf einer Karte eingezeichnet. Darauf finden sich auch sehr wertvolle Zusatzinfos – wie die nächsten Wasserstellen, Einkaufsmöglichkeiten, Toiletten und mögliche Unterkünfte. Zusätzlich kann die App auch als digitaler Stempelpass verwendet werden, bei welchem man mittels der GPS-Koordinaten bei den Stationen selbst stempeln kann.

Obwohl mittlerweile bereits Johannesweg-Packages mit Abhol- und Hinbringmöglichkeiten von und zu den Etappenstarts bzw. -zielen angeboten werden und es in den Hotels ein umfangreiches Wellnessangebot gibt, entschieden wir uns trotzdem, unser gesamtes Hab & Gut den kompletten Weg selbst zu tragen. Die Unterkünfte selbst fanden wir in der App, in welcher auch die Telefonnummern hinterlegt waren. Am Vorabend unserer Wanderung haben wir schließlich unsere Etappen eingeteilt und die 3 Unterkünfte für unsere 4-tägige Tour gebucht.

Unser persönlicher Johannesweg startete am 7. August: Schon um 7:00 fuhren wir mit dem Auto nach Pierbach, wo ein großer Parkplatz für die Pilger direkt beim Start bereitsteht. Rucksäcke angeschnallt und los ging es.

Johannesweg in 4 Etappen – Verlauf und Erfahrungen

Der Start selbst ist als kleiner Motivationsfaktor auch bereits die erste Station.

– Herzlich Willkommen am Johannesweg. Geh den Weg und finde Einkehr und Zufriedenheit –

Johannesweg Etappe 1:

Unsere erste Etappe verlief von Pierbach nach St. Leonhard bei Freistadt und war mit ca. 30 km auch die stärkste. Da unsere Recherchen nicht allzu genau ausfielen, wurden wir nach ca. 2 km vom ersten Anstieg überrascht. Jetzt wussten wir auch, was mit hügeliger Landschaft gemeint war.

Nachdem wir den ersten Schock überwunden hatten, setzten wir unseren Weg vorbei an wirklich traumhafter Landschaft fort und kamen schon bald zur zweiten Station, dem von zahlreichen Bildern bekannten Johannesbrunnen.

– Humor soll dein Leben begleiten, denn er beflügelt deinen Geist und erfreut die Gesellschaft –

Kurz darauf liefen wir an einem Bauernhof vorbei, bei welchem eine Bank zum Verweilen einlud und Wanderstöcke sowie Johannesweganhänger gegen eine freiwillige Spende angeboten wurden. Natürlich schnappten wir uns gleich einen als kleines Souvenir. Nach einer kurzen Mittagspause in Schönau im Mühlkreis und einem extrem steilen Anstieg bei der Stoaninger Alm waren wir auch schon bei der nächsten Station, dem Herrgottsitz.

– Bewahre die Geduld, dann kannst du den Tag ohne Hast erleben –

Der Herrgottsitz war zugleich ungefähr die Hälfte unserer Tagesetappe. Nach ca. 5 weiteren Kilometern erreichten wir die Burgruine Prandegg. Wir waren von dem Ambiente wirklich begeistert und kehrten schließlich in der Taverne direkt neben der Ruine ein.

Nachdem wir mitbekamen, dass unsere Tischnachbarn für heute Schluss machten und sich vom Heimbringerdienst abholen ließen, war der noch vor uns liegende 10 km lange Marsch weniger erfreulich und wurde zunehmend anstrengender. Leider regnete es auf den letzten paar Kilometern so stark, dass wir die nächste Station, den Herzogreitherfelsen, nicht mehr besuchten.

– Bleibe mutig, es befreit dich von lähmender Angst, der Basis vieler Krankheiten –

Diese Station ist auch die einzige auf dem Johannesweg, welche etwas von der Route abweicht und bietet laut Gesprächen mit anderen Wanderern eine wunderbare Aussicht. Noch ein kurzer Anstieg nach St. Leonhard und schon waren wir bei unserer ersten Unterkunft, der Frühstückspension Rührnößl, wo wir wirklich herzlich empfangen wurden. Für uns gab es aber nur noch zwei Sachen: duschen und ab ins Bett …

Johannesweg Etappe 2:

Nach einer erholsamen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück, bei dem wir einiges Interessantes zum Johannesweg erfuhren, machten wir uns wieder auf den Weg. Unser Etappenziel für diesen Tag legten wir mit dem Biohof Reithmayr nach ca. 20 km fest.  Wir starteten aber gleich mit einer kleinen Abkürzung durch den Garten unserer Gastgeber, wo wir bereits nach wenigen Metern die nächste Station erreichten, die Bründlkapelle & Augenbründl.

– Werde großzügig und strebe nicht gierig nach noch mehr –

Hier wird man eingeladen, einen Stein aufzunehmen, darauf einen Wunsch zu schreiben und bis zum Gipfelkreuz am Haiderberg – der mit 907 m höchsten Erhebung im Gemeindegebiet von St. Leonhard – zu tragen, um ihn dort niederzulegen und die Wünsche wahr werden zu lassen. Gesagt, getan …

Vorbei an Wald und Wiesen ging es hinauf und bot uns wieder traumhafte Landschaften.

Angekommen beim Gipfelkreuz waren wir erstaunt darüber, wie viele Menschen Steine mit Wünschen raufgetragen hatten.

Von da an ging es gemütlich weiter zur nächsten Station, dem Galgenbühel. Dieses Halsgericht liegt mitten in einem kleinen Wald und ist nur zu Fuß erreichbar. Es wurde im Jahr 1570 als Abschreckung für seine Untertanen vom Herrn von Reichenstein erbaut. Es ist jedoch nicht überliefert, ob der Galgenbühel auch genutzt wurde.

– Sei tolerant gegenüber deinem Gesprächspartner und akzeptiere auch seine Vorstellungen –

Anschließend führte der Weg weiter, wo nach ca. 20 min bereits die nächste Station auf uns wartete. An der Zwischenstromwiese fließen zwei Bäche ineinander. Hier lädt eine gemütliche Liege die Wanderer zum Verweilen ein. Wir nutzten natürlich die Gelegenheit und machten eine kleine Rast.

– Erhöhe dich nicht selbst oder sprich nicht abfällig über die anderen – früher oder später fällt es auf dich zurück –

Einige hundert Meter weiter waren wir in Weitersfelden, wo wir uns mit einem köstlichen Mittagessen im Gasthof Neulinger stärkten. Diese Stärkung brauchten wir auch. Nachdem es bis jetzt fast den ganzen Tag bergab ging (den Abstecher auf den Haiderberg ausgenommen), führten von jetzt an die letzten ca. 10 km fast ausschließlich bergauf, wo wir zu unserer letzten Station des Tages, dem Kammererkreuz kamen. Zu unserer „Enttäuschung“ handelt es sich dabei aber nicht um ein Kreuz, sondern eine kleine Kirche am Gipfel des Kammererberges. Hier machten wir eine kleinere Pause, wo wir uns darüber unterhielten, wie viel wir nun in diesen 2 Tagen bereits geschafft hatten. Kurz danach marschierte ein Vater mit seinen 2 Kindern (beide ca. 15 Jahre alt) die letzten Meter auf den Kammererberg herauf. Nach kurzem Smalltalk erfuhren wir, dass sie den kompletten Johannesweg auf 2 Tage gingen. Nachdem das bereits unsere Leistung etwas geschmälert hatte, kam zu allem Überfluss kurz darauf ein älterer Herr – wahrscheinlich Mitte 60 – im Laufschritt zum Kammererkreuz hochgerannt. Er machte es in einem Tag …

– Sei hilfsbereit und ein guter Gastgeber – es lohnt sich für beide Seiten –

Für uns war es dann genug für diesen Tag – noch ca. 1 km bis zu unserer Unterkunft für diese Nacht, dem Biohof Reithmayr in Silberberg. Auch hier wurden wir herzlich empfangen und genossen den Abend bei einem – unserer Meinung nach – verdienten Bier (oder auch 2) im Innenhof dieses wunderschönen Mühlviertler Bauernhofs. Gesellschaft leistete uns der alte Hausherr, welcher uns einige interessante Geschichten aus früheren Tagen erzählte und wie sich der Johannesweg auf die Region auswirkt.

Nach einer wirklich sehr ruhigen Nacht (fast schon gruselig ruhig) waren wir hellauf vom Frühstück begeistert, welches für uns gezaubert wurde. Alles aus Eigenproduktion (bis auf den Kaffee) und wirklich liebevoll angerichtet. Danach wurde es etwas peinlich, da wir in der Ruhe des Pilgerns komplett darauf vergessen hatten, uns Bargeld für die Übernachtungen abzuheben. Die Hausherrin sah es nicht so eng, ist doch ihr Sohn der Bürgermeister von Kaltenberg, wo wir nach ca. 2 h sowieso beim Gemeindeamt vorbeikommen, an welchem ein Bankomat angebracht ist. Na dann, Problem gelöst!

Johannesweg Etappe 3:

Für die dritte Etappe haben wir uns vorgenommen, etwas früher zu starten, da der Wetterbericht Temperaturen von über 30° C voraussagte und wir so schon genug schwitzten …
Um halb 8 machten wir uns auf den Weg, frisch gestärkt und voller Energie. Zumindest bis wir die schweren Beine merkten, welche erst mal warm laufen mussten, dann ging es.

Der Weg dorthin, wo sich übrigens auch unsere nächsten Stationen, die Ursprungskapelle und das Augenbründl befanden, war wie bereits gewohnt hügelig und wunderschön. Am Morgen auch noch angenehm von den Temperaturen. Und das Allerbeste war, dass man zum Erlangen der Johanneswegnadel 8 von 12 Stationen braucht. Das war die achte!!! Somit bezahlten wir im Gemeindeamt nicht nur unsere Nächtigungsschulden, sondern belohnten uns auch gleich mit unseren wohlverdienten Ansteckern.

– Halte Maß in allen Dingen, besonders auch beim Essen und Trinken –

Von Kaltenberg ging es anschließend relativ steil und bei großer Hitze bergab bis nach Unterweißenbach, wo wir auf dem Weg noch bei der nächsten Station, der Schüsselkapelle, vorbeikamen. Anschließend kehrten wir im Kaffeehaus der Lebenshilfe ein, wo wir uns einen Kaffee und als Erfrischung ein Pedacola genehmigten.

– Egal, wie alt du bist, jammere nicht und sei zufrieden mit deinem Los –

Auf Grund der großen Hitze und des bevorstehenden steilen Anstiegs auf die Hirschalm trennten sich in Unterweißenbach unsere Wege, da meine Gattin sich dazu entschloss, sich nach Königswiesen fahren zu lassen, um dort das Freibad ausgiebig zu testen. Der nette Trafikant aus Unterweißenbach hat sie in seiner Mittagspause direkt dorthin gebracht. So machte ich mich nun alleine auf den Weg, die nächsten drei Stationen zu erkunden. Von Unterweißenbach aus ging es gleich mal ordentlich nach oben zum Wegererstein, einem riesigen Findling, welcher mitten im Wald liegt und auf dem eine Aussichtsplattform einen wunderbaren Blick über Unterweißenbach bietet. Nachdem ich schweißgebadet dort ankam, boten mir gleich 2 weitere Pilgerer eine erfrischende Wassermelone als Stärkung an, welche ich natürlich dankend annahm.

– Pflege deinen Körper, aber identifiziere dich nicht mit ihm, sondern halte ihn in Balance mit deinem Inneren –

Von dort ging es nun noch ein Stück nach oben, vorbei am Jagdmärchenpark Hirschalm, wo ich mir natürlich einen Radler gönnte, zur nächsten Station, der Einsiedlerklause und Himmelsleiter.

– Der Ernst des Lebens braucht Freude als Treibstoff der Lebendigkeit –

Jetzt nur noch ein kleines Stück weiter bis zum Gipfelkreuz, was somit die letzte Station vor dem Tagesziel war. Von hier oben bietet sich ein traumhafter Ausblick über Königswiesen, wo ich fast neidisch hinunterblickte, da meine Frau bereits dort unten im Freibad lag – aber laut Wegweiser hatte ich ja auch nur noch eine Stunde Fußmarsch vor mir.

– Der Schlüssel zum gesunden Altern liegt in deinem Alltag –

Nachdem die letzte Station ja das Gipfelkreuz war, bedeutete dies, dass es von nun an nur noch bergab gehen konnte. So war es auch. Um 14:00 erreichte ich bereits Königswiesen, wo ich mich kurz darauf direkt zu meiner Frau ins Freibad gesellte, um den Nachmittag gemütlich ausklingen zu lassen. Das Problem war nur, dass unsere Unterkunft für diese Nacht, das Karlingerhaus, noch einen steilen Anstieg bedeutete. Und das zweite Problem war, dass wir nach dem Duschen auch noch Hunger hatten und den gleichen Weg bis ins Ortszentrum ein weiteres Mal auf uns nehmen mussten. Bei der Einkehr lernten wir eine lustige Truppe kennen, welche auch gerade den Johannesweg bewältigte, aber für den nächsten Morgen bereits ein Taxi organisiert hatte, um einen Großteil der letzten Etappe abzukürzen. Wir entschlossen uns jedoch für den Fußmarsch.

Johannesweg Etappe 4:

Die letzte Etappe wollten wir etwas gemütlicher angehen und starteten nach dem Frühstück erst um 9:00  Uhr. Der Weg selbst führte wieder durch Wälder und Wiesen und über zahlreiche Hügel.

Gleich nach Königswiesen ging es steil nach oben nach Mötlas und weiter zur Burgruine Ruttenstein. Hier genehmigten wir uns eine letzte Erfrischung, bevor es nun nach unten ging und wir unser Ziel, Pierbach, erreichten.

Kurz vorm Ziel erreichten wir doch noch eine Station, welche nicht im Stempelpass vermerkt war.

Als wir nun endlich an unser Ziel gelangten, staunten wir nicht schlecht, als wir im Gasthaus wieder auf die Wandergruppe trafen, welche sich mit einem Bratl für die letzten Tage belohnte. Wir zogen gleich bei der Ankunft unsere Schuhe aus, gönnten uns zum Abschluss noch ein wohlverdientes Bier sowie einen Schnaps, bevor es die letzten Meter barfuß zum Auto ging und wir die Heimreise antraten.

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