In seinem Folgebericht zur Trekking Fahrradtour Stuttgart – Gibraltar vom 26. Juni 2017 berichtet Jan Kirsten über die nicht minder spektakuläre Rückfahrt quer durch Portugal, Spanien und Frankreich zurück nach Baden-Württemberg. Auf seinem Fahrrad begleiten ihn das Ultraleichtzelt Trek Santiago, der Leichtschlafsack Trek Night und die selbstaufblasbare Isomatte Trek Bed 1. Über 3.900 km lang erlebt er atemberaubende Abenteuer und hält diese hier fest:
Reiseroute: Portugal, Spanien und Frankreich
Fahrrad Trekking – Ausrüstung:
Ausrüstung ist noch dieselbe und hat sich weitgehend bewährt. Auch das Fahrrad – „Carver Sonic 160“ hat alles ohne jegliche Probleme mitgemacht.
Lediglich ist in Spanien und Portugal der Verbrauch von Fahrradreifen drastisch gestiegen:
Fazit – 3 Mäntel und 8 Schläuche!!
(Zugegeben, davon zwei Schläuche in Deutschland, und einer in Frankreich)
Nicht etwa wegen Abnutzung, nein, auf den Seitenstreifen der Autostraßen fährt man stellenweise ständig durch Glasscherben von aus dem Fenster geworfenen Bierflaschen:
An einem Samstag Nachmittag hatte ich kurz nacheinander am Hinterrad 2 platte Schläuche und einen zerschnittenen Mantel. Oft kann man gar nicht ausweichen, auf dem Seitenstreifen fahrend mit Autoverkehr links neben einem. Seither fuhr ich immer mit 3 Ersatzschläuchen anstatt bis dahin mit 2. Ein Ersatzmantel (am besten ein leichter Faltreifen) ist obligatorisch. Also, kauft euch für Spanien im Voraus möglichst pannensichere Reifen!!
Die Tour weiter durch Spanien:
Nach weiterführender Tour von Gibraltar aus durch wohl öfters windige Gegend
ging es nun über Tarifa und Barbate
nach Cádiz, genauer gesagt nach El Puerto de Santa Maria, wo ich 2 schöne Wochen Urlaub in einer Ferienwohnung mit meiner Ehefrau verbrachte, die mich per Flugzeug aus Stuttgart besucht hatte.
Ein paar Eindrücke von hier:
Strand von El Puerto:
Parque Los Toruños:
Cádiz:
Am 18.07.2017 ging es dann nach dem Abschied am Flughafen Jerez für mich wieder per Fahrrad weiter über Arcos de la Frontera
vorbei an eindrucksvollen Haziendas
nach Sevilla.
Eine wirklich tolle Stadt mit schönen Plätzen, Bars und zwei Markthallen, eine davon mit integrierter Tapas-Bar.
Nachfolgend ein paar Eindrücke von Sevilla:
Nach 2 Tagen Sevilla weiter nach Rocio auf ein kurzes Gespräch
Ein lustiger Ort, wo es keine befestigten Straßen gibt, als Straßenbelag nur feinster Sand. Deshalb sind die meisten Einwohner nur per Pferd oder Geländewagen unterwegs. So hat es vor jedem Haus Balken zum Anbinden der Pferde.
Noch ein Bild fürs Familienalbum:
und weiter vorbei an ebenfalls versandeter Bushaltestelle (ob hier wohl einer fährt?? – egal).
Nahe am Meer geht es durch den Parque Doñana (wo es kurz vorher gebrannt hatte) mal zur Abwechslung mit prima Fahrradwegen durch wunderschöne Landschaft (bis auf die abgebrannten Baumstengel – und den als Nachtlager geplanten, auch abgebrannten Campingplatz) Richtung Huelva.
Nun war’s nach Portugal nicht mehr weit. Nur noch an El Portil vorbei:
Um an der Küste zu bleiben und mir einen weiten Umweg zu ersparen, nahm ich in Ayamonte die Fähre zum Übersetzen, und schon war ich in Portugal.
Die Tour durch Portugal:
In Vila Real de Santo António angekommen zunächst erfreut über redselige, interessierte Leute (waren allerdings Spanier), dann recht schnell enttäuscht:
Die portugiesischen Autofahrer dort fahren auf den engen Straßen wie der Henker, mit Vorliebe extrem rechts, anscheinend Spaß daran, möglichst nahe an mir vorbei zu fahren. Fahrradfahrer scheinen dort keinen Stellenwert zu haben. Die denken wahrscheinlich „die machen keine Dellen, nur rote Flecken“. In Faro hab ich mir deshalb als Erstes eine gelbe Schwimmnudel gekauft, hinten am Fahrrad quer drauf – seither hielten alle Autos anständig Abstand.
Die Straßen dort extrem schlecht im Vergleich zu Spanien – und das will was heißen.
Bei einer kurzen Rast nach Albufeira hab ich bei der Mittagsrast die kleinsten Schnecken entdeckt (zum Größenvergleich die Euromünze),
Pause in Albufeira
An der Küste entlang weiter über Lagos
wo ich nach knappen Frühstück dem Bratwurstschild nicht widerstehen konnte:
Deutsche Auswanderer, nebendran gibt’s noch nen Biergarten mit Schweinshaxe, und ne „Metzgerei“ auch als solche auf Deutsch betitelt.
Luz und Salema sind zwar auch überwiegend Touristenorte, aber landschaftlich schön und für ne weitere Pause gut:
Nach dem Surferparadies Carrapateira
schon wieder Bratwurst, diesmal in Sagres, der äußerste Zipfel von Portugal:
Sagres ist landschaftlich toll
Auf dem Campingplatz in Villa Nova hat mir der „Unterplatzwart“ erklärt, dass Hängematten (in der ich derzeit meist zu schlafen pflegte), zwar verboten seien, aber für diese eine Nacht sei es ok. Kurz nach 9 kam der Oberchef, und verwies mich doch noch mit der Hängematte vom Platz. Was tun, nachts, schon am dunkel werden … eine Parkbank am Strand, mit dem Vorteil eines schönen Panoramas beim Aufwachen:
Am nächsten Campingplatz tolle Sandstein-Formationen und direkt am Strand gelegen:
Hardcore-Surfer sind auch mit dem Fahrrad unterwegs
Hab mir sagen lassen, dass es hier wohl immer windig ist. Erklärt auch den heftigen Gegenwind seit vier Tagen.
Nach Setubal wieder mit der Fähre übergesetzt,
Camping mit Gesellschaft
Und schon geht’s am nächsten Vormittag wieder mit einer Fähre über den Rio Tejo nach Lissabon:
Lissabon:
Nach zuerst keiner guten kulinarischen Erfahrung auf einem Abendfest mit Livemusik gabs am zweiten Tag in der Taberna Sal Grosso die beste Schweinebacke mit Selleriepüree und Acorda, eine Art Brot-Gries-Knoblauch-Brei. Echt lecker!!
Schön gelegene Stadt am dort superbreiten Fluss Tejo, mit vielen tollen Aussichtspunkten. Daher auch für Fahrradfahrer nur bedingt geeignet, da in sieben Hügeln ständiges Auf und Ab auf ausschließlich Kopfsteinpflaster mit Straßenbahnschienen angesagt ist.
Hier das, was ich zu Fuß bemerkenswert fand:
Nach zwei Tagen fahre ich weiter Richtung Nordosten den Fluss Tejo aufwärts und freue mich nach der Übernachtung im Kakerlaken-Hotel „Pétala“, wieder im Freien zu schlafen.
Flussaufwärts am Castelo Almourol vorbei, zum Campismo Constância. In Portugal der bisher schönste Campingplatz, und für 3,50 € der günstigste überhaupt. Direkt an der „portugiesischen Isar“ gelegen – dem Zézere, Zufluss des Tejo, entspringt auf dem höchsten Berg, und ist daher auch mit der kälteste.
Die Isomatte und Schlafsack sind auch in der Hängematte bei derzeit 14 Grad Nachttemperatur angenehm.
Weiter Richtung Spanien wird es bergiger (es gibt leider keine Fahrradwege wie am Neckar) und es geht durch abgebranntes Gebiet weiter den Tejo entlang.
Der geplante Campingplatz (welche im Landesinneren rarer werden) existiert mal wieder nicht mehr, er wurde für die Jugend zu Verfügung gestellt. Eine der Jugendlichen erlaubte mir auf Nachfrage das Campen, ob sie autorisiert war, weiß ich nicht.
Auf jeden Fall war ich nachts allein auf dem Campingplatz.
Am nächsten Morgen auf nen Kaffee im daneben liegenden Cafe, alles noch ganz ruhig und bei toller Aussicht.
Bei Sabugal mal wieder ohne Campingplatz, weil zu weit weg:
Die Tour wieder durch Spanien:
Dann ging es Richtung Ciudad Rodrigo wieder über die Grenze nach Spanien.
Nicht mehr ganz so bergig hier, aber immer noch heftig Gegenwind.
Endlos geht es bei meist Gegenwind tagelang durch trockene Gegend, und nach Burgos (auch ne ganz hübsche Stadt) wird es auch langsam wieder bergiger.
Übernachtet habe ich heute auf einen abgelegenen Rastplatz an einem Wanderweg mit eigener Wasserquelle.
Allerdings bin ich dieses Mal recht früh aufgestanden, denn zufälligerweise lag der wohl am Camino der Santiago, und ab Sonnenaufgang (bzw auch schon vorher) kamen Scharen von Pilgerern, ich schätze etwa 100 waren bis um 8 Uhr schon durch.
Naja, ich folge heute für ca. 60 km dem Jakobsweg, wieder bei Gegenwind, aber auch mit schönen Momenten:
Nun wird es bergiger und grüner, lässt darauf schließen, dass es hier doch auch mal regnet. Und sofort auf den letzten 70 km zum Atlantik nach Deba hat mich der erste Regen seit Monaten erwischt. Irgendwie sieht es hier aus wie in Bayern an den Alpen, nur eben am Atlantik.
Die letzten Wochen hatte ich ausschließlich in der Hängematte übernachtet, nachdem es nun doch regnerisch schien, habe ich kurz nach Deba mal wieder mein Zelt aufgeschlagen. Und prompt, schon regnet es.
Landschaftlich geht es extrem schön weiter, wenn auch anspruchsvoll zum Fahrradfahren, weil doch recht bergig.
In San Sebastian, den letzten Stopp vor Frankreich, nochmal ne richtig leckere Tapasbar entdeckt, das Casa Alcalde. Hier werden über die ganze Theke ständig frische warme und kalte Tapas aufgereiht, und man nimmt sich einfach, was man möchte:
Übrigens kein Schiff, sondern als Fake gebautes Restaurant:
Die Tour durch Frankreich:
Nun wieder in Frankreich.
21. August, extrem viel los Richtung Biarritz auf den engen Straßen am Meer entlang, ich stehe im Stau, und bin froh um meine Schwimmnudel, die ich eigentlich für Portugal zum Fernhalten von Autos gekauft hatte, und schon entsorgen wollte.
Und… in Frankreich gibt es auch wieder ausgeschilderte Fahrradwege, wie z.B. den EuroVelo 1, dem ich gerade folge. Der führt an der Atlantikküste entlang von der Algarve bis nach Skandinavien. Nun, in Portugal und Spanien war bis auf vereinzelt auf dem Straßenrand ein Fahrrad mit ner 1 gemalt, nichts zu sehen. Ist hier schon anders:
Richtung Arcachon wird es auch flacher, und der EuroVelo 1 ist hier entlang top ausgebaut, fernab von Autostraßen, durch Pinienwälder parallel 500 Meter landeinwärts an der Atlantikküste entlang. Nur schade, dass man die hier kaum zu Gesicht bekommt. Die „Sicherheitsschwimmnudel“ habe ich nun doch entsorgt. Die war auf den engeren Fahrradwegen doch eher ungünstig.
Von Le-Verdon-sur-Mer nach Royan nehme ich die Autofähre, damit ich nicht 100 km Umweg über Bordeaux nehmen muss (obwohl Bordeaux evtl. auch reizvoll gewesen wäre – naja, das nächste Mal vielleicht).
Schöne Fahrradwege führen mich direkt an der Atlantikküste entlang nach La Rochelle, wo ich hier in der Austerngegend dann doch nicht widerstehen konnte, zum zweiten Frühstück frische Austern direkt vom Markthallenstand zu bestellen.
Eigentlich wollte ich jetzt noch an der Atlantikküste ca. 180 km nach Nantes hoch fahren, und dann dem EuroVelo 6 quer Richtung Osten folgen.
Heftiger Gegenwind mit Sturmböen, die einem fast vom Fahrrad schmissen, haben mich umdisponieren lassen.
Nun kürze ich diagonal nach rechts oben Richtung Saumur auf den EuroVelo 6 ab. Das spart mir ca. 4 Tage und ich nutze den ursprünglich Gegenwind nun als Rückenwind.
Die Gegend wenig spektakulär, Landwirtschaft und leicht hügelig.
Unterwegs mal wieder ein Geistercamping, kalt duschen war aber noch möglich.
An der Loire angekommen geht es nun auf dem EuroVelo 6 nach Osten Richtung Heimat. Nur noch knapp 1000 km, ein überschaubares Stück im Vergleich zur Gesamtstrecke.
Und nun auch mal wieder nass geworden:
Wildromantisch, aber auf gepflegten Fahrradwegen geht es an der Loire entlang weiter:
Und natürlich auch an idyllischen Dörfern vorbei:
Mit durstigen Kühen und hin und wieder mit nicht mehr vorhandenen Campingplätzen:
Dem EuroVelo 6 folgend geht es über Chalon weg von der Loire und entlang der Saône weiter. Gut 100 Höhenmeter waren zu bewältigen, und dann geht es wieder relativ flach weiter.
Ein Campingplatz direkt an der Saône lässt auch einen Regentag Pause zu:
Richtung Dole und Besancon wechselt der EuroVelo 6 an die Doubs, immer noch toll augebaute Fahrradwege, nur manchmal geht es an Autostraßen entlang.
Das Wetter lässt leider sehr zu wünschen übrig, sodass ich in den halbwegs trockenen Phasen lieber Strecke mache, als zu verweilen.
Eindrucksvoll sind trotzdem die sehr interessanten Kanal- und Wasserbauwerke, bestehend aus unzähligen Kanälen, Schiffstunneln und -brücken
In Fourbanne habe ich mir den Campingplatz „La maison imparfaite“ ausgesucht. Ein kleines, privates Anwesen, welches von einem holländischen Ehepaar betrieben wird.
Keine wirkliche Lust mein noch vom Vortag nasses Zelt aufzubauen, durfte ich in der Scheune schlafen. Zum Glück, denn es hat die ganze Nacht durchgerechnet.
Abends bekam ich dann noch ungefragt frittierte Kürbisblüten mit Pesto serviert – sehr lecker. War wirklich sehr nett!
Richtung Mülhausen geht’s bergab parallel vorbei an einer Treppe bestehend aus unzähligen Schleusen,
bis der Fahrradweg kurz vor Basel an den Rhein wechselt.
Wieder in Deutschland:
Nun kommt die aus dem ersten Bericht bekannte Strecke Richtung Bodensee, nur in die andere Richtung.
Auf halbem Weg, wieder durch Dauerregen fahrend, entdecke ich in Albbruck das „Fahrradhotel Zollhaus“
Ein ehemaliges Zollwärterhäuschen, welches früher einen kleinen Steg bewacht hatte, und das von der Gemeinde ganz neu zu einer Einzimmerunterkunft mit Dusche umgebaut wurde. Da kann ich nicht widerstehen, vor allem wenn ich daran denke, im Regen wieder mein Zelt aufzubauen. Also… mein erstes richtiges Bett seit Lissabon!
Trocken und erholt geht es nun zur vorletzten Etappe an Waldshut – Tiengen vorbei an den Bodensee. Noch einmal im Zelt bei Iznang schlafen, bevor ich den Bodensee bei Ludwigshafen verlasse und in Richtung Heimat über die schwäbische Alb nach Stuttgart radle.
Oft wurde ich gefragt: „Wo hat es Dir am besten gefallen? / Wo ist es denn am schönsten?“…
Nun, ich denke, am schönsten ist es überall!
Jede Gegend, jede Art von Landschaft, Wetter, Menschen und die kulinarischen Unterschiede haben etwas für sich. Vor allem in der Abwechslung.
Und … bis zur nächsten Reise ist es auf jeden Fall zu Hause am schönsten!!
Liebr Jan,
danke für deinen Rückreisebericht.
Das sind ja wieder tolle Fotos und Eindrücke von deiner Tour.
Schön auch, dass du wieder wohlbehalten zurück gekommen bist.
Gruß Christian
Lieber Christian,
danke für Deinen Willkommensgruß!
Ich hab zum „Ausradeln“ noch ne keine herbstliche Neckartour nach Heidelberg gemacht, erscheint wohl auch in absehbarer Zeit hier im Blog… also neugierig bleiben und hin und wieder mal reinschauen.
Grüßle vom Jan
Lieber Jan,
bin erst jetzt dazu gekommen Deinen super Reisebericht zu genießen. Da bekommt man richtig Fernweh. Radeln durch Pinienwälder mit Deutschlandfläggle hat scho was. Ebenso die letzte Bratwurst vor Amerika. Auf abgebrannte Wälder und Kakerlaken könnte man eher verzichten ;-). Wir müssen uns mal wieder treffen zum plaudern.
Grüße Uli