Nach 2 Jahren Zwangspause konnte unser lieber Freund Bernd Strempel endlich seinen langersehnten Skandinavien-Trip antreten. Ausgestattet mit einem Wohnwagen, dem Trekkingzelt Trek Escape 2 sowie der Isomatte Trek Bed II machte er sich auf den Weg in den Norden. Nach einem steinigen Aufstieg auf einen Berg im Dovrefjell konnte er atemberaubende Bilder schießen. Wie immer ist es uns eine Freude und Ehre, seine Bilder, die mehr als 1000 Worte sagen und seine bildreichen Worte mit euch teilen zu dürfen.
Mit dem Caravan nach Skandinavien
Fast zwei Jahre bin ich an den Regalen mit der Ausrüstung vorbeigelaufen. Zelte, Schlafsäcke, Isomatten, Rucksäcke und all das andere Zeug, das nur darauf wartet, herausgezogen zu werden, machten mir fast ein schlechtes Gewissen. Aber nun, im Oktober, sollte, nein würde es losgehen. Keine Reisebeschränkungen, keine besonderen Warnungen. Also auf nach Skandinavien.
Die Route hatte ich ja schon im Vorjahr geplant und wollte sie auch so umsetzen. Allerdings musste ich notgedrungen den Reisebeginn auf Mitte Oktober setzen. Anders wäre es auf der Arbeit nicht möglich gewesen. Keine Ahnung, wie das mit dem Wetter dann werden würde. Bei meinen früheren Herbsttouren hatte ich im Spätherbst meist Glück gehabt und die Verhältnisse waren so, dass ich den Wohnwagen problemlos überall hinbekam. Mal sehen.
Klar war aber, dass ich nicht in einem Rutsch hoch Richtung Abisko kommen würde. Irgendwo auf den ersten 600 km würde also der erste Stopp kommen. Dachte ich so. Nach der wie üblich gemächlichen Überfahrt sah dann bei der Ankunft in Schweden auch alles gut aus. Strahlender Sonnenschein und super Wetter. Geht doch!
Ja, ging auch, aber ungefähr nur bis ich in die höheren Lagen von Dalarna kam. Da schlug das Wetter um. Das Wetterradar meldete dann auch Regen- und Schneeschauer. Der Wetterbericht kündigte für die nächsten Tage Sturm an. Schon waren meine Reisepläne dahin. Ich bog kurz danach Richtung Dombas in Norwegen ab und hatte mich für ein neues Zwischenziel entschieden. Dass diese Entscheidung zumindest nicht schlecht war, zeigte sich bereits kurz vor Dombas, auf der E6. Ich fuhr längst im Dunkeln. Vor mir tanzten die Schneeflocken im Licht der Scheinwerfer. Hinter mir drängelten die LKW, denn mit dem Wohnwagen hinten dran hielt ich mich strikt ans Tempolimit, nicht zuletzt wegen der Witterung.
Ab Dombas geht die E6 stetig bergauf und führt entlang von Fjell und Bergen Richtung Oppdal. Der Schneefall wurde ab da richtig stark. Die Fahrbahn war bald weiß. Dichte Flocken reflektierten das Scheinwerferlicht. Gegenverkehr blendete zudem. Die Berghänge schienen so nah, dass ich in jeder Kurve glaubte, dran vorbei zu streifen, wenn ich wieder dem Gegenverkehr versuchte Platz zu machen. Einzig der Wind spielte noch keine Rolle.
Ankunft in Dovrefjell
Um 21:00 Uhr war ich an meinem Ziel. Auf dem mir gut bekannten Campingplatz Magalaupe stellte ich mein Gespann ab, drehte die Stelzen runter, schloss den Strom an und drehte das Gas auf. Binnen kurzer Zeit war es im Caravan gemütlich warm. Ich holte die wichtigsten Sachen in den Wohnwagen, wobei der schwere und nasse Schnee unter den Schuhen knirschte. Der Wind frischte auf. Viel mehr bekam ich nicht mehr mit, denn so wie ich mich ins Bett legte, war ich auch schon eingeschlafen.
Ich war also wieder im Dovrefjell gelandet. Das war so, zumindest für 2021, nicht geplant. Aber es passte. Hoffte ich. Die Weiterfahrt würde nicht wie geplant funktionieren. Als ich am nächsten Morgen rausschaute, war vom Schnee nicht mehr viel zu sehen. Doch nur ein Intermezzo? Weitere Schneefälle und starke Winde waren für die nächsten Tage gemeldet. Mit dem Gespann wollte ich da keine Experimente machen. Mit dem Wohnwagen bei Schnee und Sturm ins Schlingern oder gar Schleudern zu kommen ist kein Spaß und auch kein Abenteuer. Also blieb ich.
Das gab mir die unerwartete Gelegenheit, etwas auszuprobieren. Ich hatte schon mehrfach darüber nachgedacht, das Dovrefjell einmal im Winter zu besuchen. Bilder der verschneiten Landschaft, Lichtstimmungen im Winter, Moschusochsen im Schnee. Solche Motive anderer Fotografen hatten mich schon oft fasziniert und gerne hätte ich das auch versucht. Aber im Winter unterwegs zu sein bedeutet mehr Ausrüstung, geeignetes Material – nicht nur bei der Kleidung, sondern auch beim Zelt, dem Schlafsack und allem anderen. Zudem mehr Gewicht und letztlich auch ein besseres Backup für unerwartete Situationen. Macht man nicht mal ebenso. Jedenfalls nicht im norwegischen Gebirge. Aber jetzt? Die Temperaturen waren noch moderat. Der Schnee lag noch nicht hoch, doch mit winterlichen Bildern durfte ich rechnen. Einzig den angekündigten Sturm sollte ich ernst nehmen und das Wetterradar im Auge behalten.
Erkundungstour im Dovrefjell
Den halben Morgen nach der Ankunft hatte ich verschlafen und für ein entspanntes Frühstück genutzt. Der Campingplatz und das Tal waren nur noch etwas weiß, und so startete ich erst einmal eine kleine Erkundungstour, um zu sehen, wie es weiter oben aussehen würde. Schon einige Kilometer hinter Magalaupe veränderte sich das Bild und ich war ziemlich erstaunt, als ich in Hjerkinn in strahlendem Sonnenschein stand. Schnee war da auch nur noch in den hohen Lagen zu sehen.
Ich stellte das Auto oberhalb des Hjerkinnhus ab und stieg zum Aussichtspunkt Viewpoint Snøhetta auf. Von dort wollte ich ein paar Landschafts- und Panoramaaufnahmen machen, wenn ich schon so klare Sicht hatte.
Ich war noch nicht an der Hütte angekommen, da sah ich neben mir eine kleine Herde Moschusochsen den Berg hinaufziehen. So nah am Rand des Schutzgebietes und so weit unten sind die Tiere selten zu sehen. Sie bevorzugen die hohen und kühleren Lagen. Egal, ich nutzte meine erste und etwas unverhoffte Gelegenheit, sie zu fotografieren und stieg ihnen eine Zeit lang nach.
Abenteuerlicher Aufstieg
Am nächsten Tag kam neuer Schnee und starker Wind und ich hing erstmal im Wohnwagen fest, nutzte aber die Zeit, um den Rucksack zu packen. Drei Tage könnte ich nach dem Wetterbericht Glück haben – sowohl mit den Schneefällen, wie mit den Winden. Neben der üblichen Ausrüstung und den Fotogeräten nahm ich Nahrung für 5 Tage und ein Satelliten-Notrufgerät mit. Man weiß ja nie. Die Netzabdeckung im Dovrefjell ist ganz gut, aber es gibt eben auch Funklöcher. Nachdem Schneefall und Wind sich gelegt hatten, fuhr ich am Nachmittag noch einmal los und jetzt reichte das Weiß tatsächlich bis überall hin und es schneite im Verlauf des Tages nochmals sehr.
Somit ging’s am nächsten Morgen von Kongsvoll auf den Berg hinauf. Der Einstieg dort ist steiler aber kürzer. Technisch ist er einfach. Tückisch aber dennoch. Überall lief Wasser. Oft läuft man über Schiefergestein. Darauf Schnee. Und darunter war’s glatt, da gefroren. Der Schnee lag noch nicht hoch und ich musste jeden Schritt mit Bedacht setzen, um nicht weg zu rutschen. Nach einigen hundert Metern zog ich meine Grödeln an und kam deutlich besser voran. Der Rucksack wurde aber dennoch nicht leichter und so dauerte es, bis ich auf der Hochfläche war, von wo aus es flacher weiterging – und wo jetzt auch der Wind wieder stärker blies.
Campen im Fjell
Ich wusste recht genau, wo ich hingehen wollte, und wo meine Chancen, Moschusochsen zu finden, gut sein könnten. Doch musste ich vorher einen Platz finden, wo ich das Zelt windgeschützt aufstellen konnte. Eines stand aber schon jetzt fest: Hier oben war ich allein. Keine anderen Wanderer oder Fotografen. Um mich herum nur das Fjell. Und wenn der Wind abflaute – Stille.
Ich hatte wieder das Trek Escape II mit, und obwohl ich das schon zigmal aufgesetzt hatte, dauerte es mit dem Wind doch etwas länger, war aber nicht unmöglich und in die große Version des Leichtzeltes passte alles rein, was ich dabei hatte, inklusive einem 100 Liter Rucksack. Das Trek Bed 2 sorgte dafür, dass ich gut lag, denn der Untergrund war doch etwas uneben und überall drückten kleine Birken und Wacholder, auf denen das Zelt stand. Im Windschatten der Apsis konnte ich kochen.
Um in die Gegend zu kommen, wo ich die Ochsen vermutete, musste ich nun noch ein ganzes Stück gehen. Dabei ginge es weiter bergauf über eine weite Ebene. Sie war der Grund, warum ich das Zelt vorher aufgebaut hatte, denn ab hier wäre es zu ausgesetzt gewesen und das Zelt hätte voll im Wind gestanden.
Nach einer Stunde fand ich dann auch die Moschusochsen – mit dem Fernglas. Sie lagen gut 500-600 Meter vor mir an einem Hang zu einem weiten und tiefen Tal. Es war schon Nachmittag und ich hätte dorthin nicht sicher absteigen können. Außerdem wollte ich nicht bei dieser Dunkelheit wieder rauf und dann noch mein Zelt suchen. Also zurück, essen, schlafen und morgen zeitig raus in der Hoffnung, dass die Tiere noch da sind.
Im Zelt schnell ein trockenes Unterhemd angezogen und den Kocher angestellt. Die Temperaturen waren nicht sehr tief, -5° C. Der Wind war nicht spürbar. Aber kalt war’s trotzdem. 10 Meter neben dem Zelt plätschert ein Wasserlauf. Unter dem Schnee war er noch nicht zugefroren und so brauchte ich keinen Schnee zu schmelzen, um Wasser zu kochen. Ein warmer Tee und meine Trekkingmahlzeit waren schnell fertig. Unmittelbar danach lag ich im Schlafsack. Zusammen mit den Akkus, der Powerbank und dem Flüssiggas.
Das Knattern und Rallern eines Schneehuhns weckte mich am nächsten Morgen. Es war noch nicht ganz hell und ich weigerte mich, den warmen Schlafsack zu verlassen. Meine Blase sah das aber anders und so rauschte eine halbe Stunde später der Gaskocher und ein etwas fades Porridge gab mir Starthilfe.
Der Rucksack musste umgepackt werden. Alles Unnötige raus. So leicht wie möglich sollte er sein. Das große Tele hatte ich schon im Wohnwagen gelassen. Es war neben den Winterklamotten zu viel Ballast. Dafür steckte ich jetzt die Thermoskanne mit heißem Tee, eine Daunenjacke, eine wetterfeste Jacke, Handschuhe, Grödeln, Balaclava, einen Biwaksack für Notfälle, Proviant und natürlich die Fotoausrüstung in den Rucksack. Wanderstöcke und Stativ kamen natürlich auch noch mit. So ausgestattet ging’s in die Richtung, wo ich am Vortag bereits die Tiere gesehen hatte. Der Wind pfiff noch immer über die kargen Flächen des Fjells. Glücklicherweise hatte ich ihn im Rücken. Schnee fiel nur sporadisch.
Nach einer dreiviertel Stunde war ich wieder an der Stelle vom Vortag und sah erfreut, dass die Tiere noch in der Nähe und sogar den Abhang etwas höher gestiegen waren. Jetzt konnte ich den Tag in der Nähe der Urzeitriesen verbringen und meine Bilder in dieser vorwinterlichen Atmosphäre machen. Zwischendurch kauerte ich mich mal hinter einem Felsblock oder in eine Nische, um Schutz vor dem Wind zu finden und eine Tasse Tee zu trinken. Weit weg liefen die Tiere in der Zwischenzeit nicht, denn es galt schon jetzt, Kräfte zu sparen.
Am nächsten Tag hatte ich dann ähnliches Glück. Schon vom Zelt aus konnte ich sie sehen, wie sie einen großen Hügel hinaufzogen. 1½ Stunden brauchte ich, um sie einzuholen, und konnte nun sogar Bilder bei Schneefall und der Paarung machen. Auch Rivalitäten von Halbstarken waren zu sehen. Was wollte ich mehr? Dazu das Wetter, welches der Szenerie die Note gab, ohne aber für mich zum Hindernis zu werden. Alles bestens, obwohl so nicht geplant oder erwartet.
In der darauffolgenden Nacht wurde es dann aber wärmer und das Radar sagte wieder Sturm voraus. Es begann phasenweise zu regnen und am nächsten Morgen brach ich daher mein Lager ab, um sicher ins Tal zu kommen. Auf meinem Rückweg lief mir nochmals ein einzelner Bulle vor die Linse, der in der Weite unterwegs war und den ich nicht ignorieren konnte. Ein gelungener Abschluss für meinen unerwarteten Besuch in Norwegen.
Zurück in der Zivilisation
Ich blieb noch einen Tag auf Magalaupe und trocknete dort mein Zelt und alles andere, was nass geworden war. Außerdem überlegte ich mir ein Ziel für die Weiterfahrt, die nun nicht mehr an den Polarkreis führen konnte, denn dafür hätte die Zeit nicht mehr gereicht.
Infos zur Anreise nach Skandinavien, der Region ums Dovrefjell und ein paar Adressen, sind bereits in meinen früheren Beiträgen nachzulesen und immer noch aktuell.
Weitere Skandinavien Abenteuer von Bernd Strempel kannst du hier nachlesen:
Videos von Bernd Strempel:
Du hast dich (verständlicherweise) an den (Bewegt-)Bildern von Bernd noch nicht sattgesehen? Dann empfehlen wir dir hier diesen fantastischen Trailer (und seinen YouTube-Kanal):