Mit Rucksack pilgern auf dem Jakobsweg, Teil II: Navarra

Verfolge den authentischen Pilgerbericht zum „Camino Francés“, bewandere lesend Teil II des Jakobswegs und erlebe die wunderschöne Region Navarra in Wort und Bild. 

Vielen Dank an unseren outdoorer-Kunden Joachim Lentz für diesen tollen Bericht!

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Navarra

Jakobsweg - WegweiserDas Frühstück in Roncesvalles gestaltet sich ausgesprochen nervig. Mit einem Gutschein ausgerüstet, weil in der Herberge bereits bezahlt, reihe ich mich morgens um 7:15 Uhr in eine ellenlange Warteschlange ein in dem zur Herberge gehörenden Café, um dann 45 Minuten für einen Kaffee und eine Scheibe Toast anzustehen. Folglich kann dadurch erst um 8:15 Uhr loswandern und ab 10:30 Uhr wird es schon sehr warm. Die Landschaft ist waldig, hügelig, abwechslungsreich. Meine Schultern und Beine sind noch nicht geübt und ich muss öfters einfach einen Stopp am Wegesrand einlegen. Da ist es doch etwas deprimierend, wie die anderen Wanderer an mir vorbei eilen… Die Qualität des Weges ist sehr gut; riesengroße Schilder, aber der Weg selber ─ ausgebaut häufig mit Asphalt und Beton. Eine Weile wandere ich mit zwei sehr netten jungen Amerikanern, Charly und Takoma, und das bewirkt, dass die beiden mich „ziehen“. Trotzdem wird es sehr warm, über 26° C und um 15:30 Uhr wanke ich über die Brücke in das Dorf Zubiri.Brücke in das Dorf ZubiriGlücklicherweise bekomme ich ein Bett gleich in der ersten privaten Herberge an der Brücke. Als ich eintrete, ist die Herbergswirtin gerade dabei, mittels kalter Umschläge, Massagen und hochgestellten Beinen einen älteren Pilger wiederzubeleben, der wohl durch die Anstrengungen bei der Hitze einen Kreislaufkollaps erlitten hatte. Später, als es ihm wieder besser geht, liegt er in unserem Schlafraum und schläft mehrere Stunden bis in die Nacht hinein.

Bei einer Ortsbesichtigung entdecke ich die Gemeindeherberge („Municipale“) in einer alten Turnhalle. Das Ambiente ist nicht sehr einladend und ich beschließe in der Folgezeit, lieber 3 – 5 € mehr für eine private Herberge auszugeben, mich aber dafür auch etwas wohler fühlen zu können.

Am Abend treffe ich zwei nette Studentinnen aus Madrid, die ich schon vor zwei Tagen bei meiner ersten Übernachtung auf Kahjola kennengelernt hatte. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus und als sie von meinem schweren Rucksack hören, wie der auf meinen Schultern drückt, überzeugen sie mich davon, einen Teil meiner Rucksackladung per Post nach Santiago voraus zu schicken:

  • Regenponcho: überflüssig, wenn es mal überhaupt regnet, dann ist das eher eine Erfrischung
  • dicker Pulli: überflüssig, ein Pulli sei völlig ausreichend

Am nächsten Morgen bin ich schon um 5:15 Uhr auf, um zu packen, dann in der nahegelegenen Bar an der Ecke zum Frühstück und um 6:45 Uhr geht’s los. Es ist noch ganz dunkel, aber mit der Taschenlampe sind die gelben Pfeile gut zu finden. Ich gehe drei Stunden mit einer kleinen Verschnaufpause. ZubiriUnterwegs treffe ich Jürgen mit seinem Freund, beide aus dem Saarland. Wir wandern eine Weile miteinander, unterhalten uns abwechselnd über das Woher und Wohin. Aber die beiden machen relativ früh Halt in einer Bar am Wegrand um zu frühstücken, während ich weitergehe. Ich mache dann auf einem großen Park-und Rastplatz an der Landstraße eine lange Pause mit Baguette, Wurst, Käse und Tomaten. Von diesem Parkplatz führt der Weg anschließend steil aufwärts an den Hängen entlang oberhalb des Tales. Irgendwo muss ich später doch einen gelben Pfeil übersehen haben, denn als ich absteige, lande ich in einem größeren Ort und weiß gar nicht, wo ich mich befinde. Also befrage ich mein kluges Handy mit GPS. Es verrät mir, dass ich in Huarte gelandet bin, einem Vorort, weit draußen vor Pamplona. Aber durch die Karte auf dem Handy finde ich ziemlich bald zum Fluss Arge und siehe da ─ daran entlang schlängelt sich eine Parkanlage, die mich direkt bis an die von mir ausgewählte Herberge bringt.

Ich wollte gerne in der „Casa Paderborn“ übernachten, von der im Reiseführer steht, dass die Pilger unterwegs ihre Rucksäcke abwerfen, nur um noch einen der begehrten Bettplätze zu bekommen. Nun, ich werfe meinen Rucksack zwar nicht ins Gebüsch, aber spätestens auf Pamplona zu beschleunige ich meine müden Füße doch und versuche noch so manchen Pilger zu überholen. Und tatsächlich, gegen 13:30 Uhr, bekomme ich dort noch einen Bettplatz. Die Herberge wird von deutschen Freiwilligen sogenannten Hospitaleros geführt. Es ist die einzige Herberge, in der der erschöpfte Pilger mit Orangensaft und Keksen begrüßt wird ─ eine wahre Labsal.

→ Tipp: „Casa Paderborn“, kleine Herberge (ca. 20 Betten) nahe am Flussübergang, noch vor der eigentlichen Innenstadt, sehr empfehlenswert.

Nach der Zuweisung eines Bettes beginnt das tägliche Ritual mit Duschen, Wäsche waschen und dann sinke ich erst einmal für einige Zeit erschöpft auf mein Bett.

Am späten Nachmittag gehe ich dann in die Stadt, die von gewaltigen Festungsmauern umgeben ist und betrete sie durch die eindrucksvollen Tore. Pam­plo­naAls erstes setze ich den Vorschlag der beiden Studentinnen um: mit einiger sprachlicher Mühe bringe ich ein Paket an mich selber postlagernd nach Santiago auf den Weg. Darin enthalten ist der stabile, aber schwere Regenponcho, mein zweiter Pulli, mein Leatherman-Tool, sowie mein zweites (überflüssiges) Handy-Ladegerät. Mein Rucksack erleichtert sich dadurch immerhin um 1,5 Kilo. Wenn ich gewusst hätte, was dieses Paket für mich für Folgen hatte, ich hätte es mir vielleicht nochmal anders überlegt. Die Aussage im Postamt in Pamplona war eindeutig: 10 Tage Versandzeit nach Santiago und dann Aufbewahrungszeit nochmal vier Wochen. Das müsste eigentlich reichen…

Die Straßen beginnen sich zu füllen und bald herrscht ein lebhaftes Gedrängel und lautes Stimmengewirr. Auf der Plaza Mayor spielt eine Pfeiferkapelle.Pfeiferkapelle - Plaza Mayor Ich bin zu erschöpft, um noch wirklich viel aufzunehmen. Es wird dunkler, aber ich finde nicht den richtigen Ausgang aus der Altstadt zu meiner Herberge. So versuche ich mich mit meinem Handy aus der Stadt heraus zu lotsen. Und plötzlich entdecke ich zwischen den Festungsmauern einen Sportplatz auf dem junge Leute ganz fröhlich Volkstanz machen.

Dann lande ich auf der anderen Stadtseite mitten in einem Open-Air-Rockkonzert. Schließlich finde ich über einen Fahrstuhl doch den richtigen Abgang und liege um 21:30 Uhr im Bett.

Am nächsten Morgen ist es noch dunkel, als ich um 7:15 Uhr durch die dunkle Innenstadt von Pamplona marschiere. Dieses Phänomen in den Städten, die ich durchwandere, begleitet mich auf meiner ganzen Reise:

  • Die Stadt erwacht erst recht spät; um 7 oder 8 Uhr hört man nur das Klack-Klack von den Trekkingstöcken der Pilger auf dem Pflaster, die sich früh schon auf den Weg machen.
  • Zwischen 14 und 17 Uhr erlischt alles Leben auf den Straßen, auch wenn es gar nicht mehr so heiß ist.
  • Erst ab 17 Uhr füllen sich die Straßen wieder und es wird palavert, gegessen und getrunken bis weit nach Mitternacht.

Außerhalb von Pamplona wird der Weg dann immer steiler ─ schnell wird es warm und heiß. Ich muss mehrfach anhalten und verschnaufen. Es dauert über eine Stunde, bis ich endlich oben auf dem Alto de Perdon (734 m) bin. Ein mobiler Verkaufsstand lädt ein zum Genuss von Erfrischungen und ich gönne mir eine Dose KAS Lemon. Dann entdecke ich daneben noch einen Kleintransporter, der himmelblau angestrichen ist. Das ist doch… das ist doch genau die Farbe meines Handzettels für die Herberge, die uns von der Casa Paderborn so empfohlen worden war: „Albergue Santiago Apostol“ in Puente la Reina ─ mit Swimmingpool! Wow! Ich spreche die Fahrerin des Transporters an ─ und richtig: in dem Transporter liegen schon eine Menge Rucksäcke von Pilgern. Es ist das einzige Mal, dass ich schwach werde und mein Gepäck in den Transporter lade, um es abends in der Herberge wieder in Empfang zu nehmen.

Im Rückblick erweist sich das als gute Entscheidung, denn der Abstieg vom Alto der Person ist steil, steinig und heiß. In Obanos sehe ich überall Wimpel und Fahnen und unversehens befinde ich mich mitten in einer Fiesta.Fiesta - Obano

Als die Mittagshitze am größten ist, erreiche ich Puente la Reina („Die Brücke der Königin“) ─ berühmt durch seine Brücke, die im 12. Jahrhundert bereits für den Pilgerweg, den CAMINO, gebaut wurde.

Am Ortseingang befindet sich ein Informationshäuschen für Touristen. Ich höre aufmerksam zu, wie der junge Spanier am Schalter einigen Pilgern anhand eines Stadtplanes von Puente la Reina die Sehenswürdigkeiten erläutert. Als die Pilger schon weitergegangen sind, bekomme ich auch eine solche Einführung und lasse nebenbei die Bemerkung fallen, dass ich es ja sehr bedauern würde, die berühmte Kirche in Eunate nicht besuchen zu können. Er lacht und antwortet: „Das ist kein Problem. Jeden Abend um 18 Uhr fahre ich mit interessierten Touristen, die sich hier anmelden, dorthin und sie bekommen von mir eine Führung zum Preis von 5 €.“ Ich bin begeistert, will aber erst einmal die Herberge und mein Gepäck wiederfinden und bis 18 Uhr ist es ja auch noch lange hin.

Puente la Reina ist, wie viele Orte am CAMINO, langgestreckt entlang des Pilgerweges zur Versorgung der Pilger entstanden. Erst ganz am Ende, wenn man aus der Altstadt heraustritt, erreicht man die wunderschöne Brücke, den Namensgeber für diesen Ort. 

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Nach Überquerung der Brücke, die nur noch für Fußgänger und Fahrräder geeignet ist, kommt eine letzte harte Prüfung für den erschöpften Pilger: der Weg zu meiner Herberge für heute Nacht erweist sich als eine steile, steinige Auffahrt in glühender Mittagshitze. Dann erreiche ich endlich die Herberge. Nach den üblichen Verrichtungen geht es hinein in den Swimmingpool…

Aber die Zeit rennt und ehe ich mich versehe, ist es schon bald 17 Uhr. Einen Moment zögere ich: für die Besichtigung der Kirche in Eunate müsste ich jetzt wieder durch den ganzen heißen Ort zurücklaufen. Keiner der anderen Pilger, die ich befrage, zeigt Interesse daran mitzukommen. Schließlich gebe ich mir einen Ruck und ziehe alleine los. Unterwegs halte ich immer noch nach Interessenten Ausschau, finde sogar ein Plakat für diese Kirchenführung. Ganz am Anfang der Altstadt, in der öffentlichen Herberge, treffe ich auf eine Neuseeländerin, die ich schon von den Pyrenäen her kenne. Sie zeigt Interesse an der Führung, braucht aber noch ein Paar Minuten, um sich umzuziehen. Inzwischen ist es 17:50 Uhr und ich eile voraus, um uns als Interessenten anzukündigen. Kurz vor 18 Uhr erreiche ich atemlos den Infoschalter. Aber, oh Schreck ─ der Spanier macht gar keine Anstalten loszufahren, weil sich bisher kein Interessent gemeldet habe. „Aber ich bin doch da!“, ich schreie es fast heraus. Nein, für eine Person mache er keine Führung, erklärt er. Erst, als ich ihn davon überzeuge, dass da noch eine Interessentin im Anmarsch sei, erklärt er sich bereit zu fahren. Rückblickend kann ich sagen, dass diese Führung durch den jungen Spanier zu der kleinen Kirche von Eunate in bestem Englisch eine der Sternstunden auf dem ganzen CAMINO für mich war.

→ Tipp: Santa Maria de Eunate, Führung inkl. Hin- und Rückfahrt 5 €; täglich 18 Uhr, Buchung, Information   und Abfahrt am Infoschalter von Hotel „Jakue“, am Ortsanfang von Puente la Reina.

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Ausflug nach Eunate

In bestem Englisch gibt uns unser spanischer Führer eine Einführung in das Wesen und die Besonderheiten der Tempelritter, die – nach seinen Erläuterungen – hier einen Schutz- und Zufluchtsort für die Jakobspilger im 12 Jahrhundert errichtet hatten. Sie wurde hier erbaut, weil der Boden landwirtschaftlich sehr ertragreich ist und weil dieser Ort speziell wohl ein geomantisch interessanter Platz sein muss.Santa Maria de EunateRings um den achteckigen Kirchenbau, der mitten auf freiem Feld steht, kann man eine Mauer bewundern mit insgesamt 33 Arkadenbögen, auf der äußeren Mauer waren ursprünglich 99 Bögen, zusammen mit der Eingangstür ergibt das den baskischen Namen: „Eunate“, d.h. „Hundert Tore“. Unser Führer lässt uns auf der äußeren Mauer entlanglaufen und zeigt auf einen weit entfernten, gut sichtbaren Felsengipfel: Nur am 21. März jedes Jahres geht die Sonne genau über diesem Gipfel auf und strahlt dann durch das schmale, mit Alabaster verkleidete Fenster auf die ─ innen auf dem Altar stehende ─ Marienfigur und bringt diese zum Leuchten. In früheren Jahrhunderten war das der Anlass für ein großes Fest um die Kirche herum. Jetzt wird hier nur noch gefeiert an diesem Tag, ohne zu wissen, warum. Er weist uns auf die Unregelmäßigkeiten, die Ungleichheiten in der Ausführung der acht Seitenwände als Bauprinzip: „Perfekt im Unperfekten“, hin. Er zeigt uns anhand einzelner Figuren die Besonderheiten der Tempelritter, wie sie auch im Gegensatz zu der allgemein herrschenden Moral der damaligen römischen Kirche standen. Das Kircheninnere strahlt eine seltsame Kraft und Ruhe aus, anders als in anderen Kirchen und ich singe das alte „Christ ist erstanden (Kyrieleis)“ ─ es klingt wunderschön in diesem Raum.

Unser spanischer Führer erklärt fast eine Stunde, lebhaft engagiert. Dann bringt er uns im Kleinbus wieder zurück nach Puente la Reina. Wir beide ─ die Mitpilgerin aus Neuseeland und ich ─ sind so begeistert von diesem Ausflug, dass wir ihm spontan jeder 10 € geben aus Dankbarkeit für diese eindrucksvolle Kirchenführung.

Estella, Los Arcos und Viana

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Jakobsweg_24Jakobsweg_26Auch in den nächsten Tagen starte ich wegen der Hitze immer weit vor 8 Uhr, weil es ab 10:30 Uhr schon sehr warm wird. In Estella übernachte ich in einer netten Herberge, in der betreute Menschen mit Hilfebedarf mitarbeiten. Kurz hinter Estella führt der Weg am Kloster Irache vorbei, wo es eine Zapfstelle für Wasser und eine für Wein gibt. Ich kann nur den Kopf schütteln, wie die Pilger morgens um halb acht im Dämmerlicht Schlange stehen um ein paar Tropfen Wein zu ergattern.

Der Weg führt weiter durch bebaute Felder und Weinberge. Jakobsweg - Jakobsmuschel als WegweiserZum ersten Mal treffe ich am Ausgang eines kleineren Dorfes auf einen „Pilgerstopp“: Anwohner, die liebevoll Erfrischungen wie Obst, Kaffee, Getränke, kleinere Snacks für Pilger anbieten und dafür nur eine kleine Spende erbitten. Das wird mir auf meiner Wanderung noch einige Male begegnen und es berührt mich immer wieder, wie die Menschen dort vor Ort die Pilger versorgen.PilgerstoppDie Felder bleiben zurück, das Gelände wird hügeliger und ist mit verstreuten Büschen und Bäumen bewachsen. Jakobsweg - LandschaftImmer wieder auf dem ganzen CAMINO finde ich originelle Einfälle, Skulpturen, Statuen, Wandmalereien ─ wie hier, mitten in der Landschaft „die kleinste Herberge – garantiert umsonst“.Jakobsweg - Steinhöhle als Gratis-Herberge Mittags erreiche ich Los Arcos, ein nettes kleines Städtchen ─ die Herberge liegt mitten im Stadtzentrum. Ich treffe verschiedene Pilger wieder, die mir an den anderen Tagen schon begegnet sind. Während wir Pilger dann abends ab 21 Uhr gerne schlafen wollen, stehen und spazieren die Stadtbewohner auf den Straßen und unterhalten sich lauthals bis weit nach Mitternacht. Kurz nach Mitternacht zieht ein lautes Gewitter über die Stadt hinweg. Als es scheinbar ruhiger geworden ist, höre ich im Halbschlaf von Ferne die Geräusche von irgendeiner Party. Und dann plötzlich ─ es ist schon 1:30 Uhr vorbei ─ peitschen Gewehrschüsse durch die Straße. Ich liege direkt am Balkonfenster und falle vor Schreck aus dem Bett, alle im Schlafraum werden wach und erschrecken sich zutiefst. Nein ─ das waren Böller von der Party und dann können wir endlich weiterschlafen. Diese Herberge ist die einzige, in der es ab 5 Uhr ein veritables Frühstücksbuffet gibt, dass diesen Namen auch verdient.

Gegen Mittag bin ich in Viana. Am Stadtrand treffen an dem Brunnen viele Pilger zusammen, um zu rasten und Wasser zu schöpfen. Eigentlich habe ich jetzt schon 21 km geschafft. Aber dann ermuntern wir ─ ein neuseeländischer Pilot und ich ─ uns gegenseitig, noch eine Etappe von 10 km weiter bis Logroño zu gehen.

Als wir Viana verlassen, fängt der Himmel an sich zu verdüstern, das Donnergrummeln kommt immer näher, die Abstände zwischen Blitz und Donner werden immer kürzer. Im letzten Moment können wir uns in eine Straßenunterführung retten, bevor das Unwetter uns erreicht. Es dauert mehr als eine halbe Stunde und zum Schluss läuft auch noch Oberflächenwasser in den Tunnel, aber immer um meinen Rucksack herum. Outdoorer Rucksack Tour Bag 50 Als der Regen sich etwas abschwächt, setzen wir unseren Weg nach Logroño fort. Wir sind nach 31 km total erschöpft, als wir über die riesige Brücke in die Stadt kommen. Gleich in der ersten Herberge bleiben wir, obwohl sie kalt und nüchtern wie eine Bahnhofshalle ist. Zu meiner großen Freude ist der Inhalt des Rucksack trotz Regen trocken geblieben.

Navarra haben wir nun verlassen und betreten jetzt die Weinbauregion Rioja.

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